Wie wichtig ist es doch, Struktur in unserem Alltag zu haben! Im Urlaub ist es herrlich, den gewohnten Ablauf über Bord zu werfen und vom Alltäglichen abzuweichen. Aber hätten wir keine festen Punkte im Täglichen, würden wir nur so in den Tag hinein leben und unsere Aufgaben nicht bewältigen.
Auch ein Garten braucht Struktur: bei einer Neuanlage oder Renovierung, ist es wichtig, den gesamten Garten in den Blick zu nehmen, anstatt ohne Plan Beete anzulegen und zu bepflanzen. In einem Garten ohne Struktur fühlt man sich verloren. In diesem Artikel bekommt unser Garten zunächst mal ein Rückgrat!
Einen Rahmen schaffen
Zuerst sollte der Garten einen Rahmen bekommen. Dafür eignen sich Mauern, Hecken oder Zäune. Dadurch entsteht erst im Wortsinn ein Garten: "Garten" bedeutet ein eingefriedetes Gelände. Es leitet sich ab von "Gerten", biegsamen Ruten, die ineinander verflochten als Abgrenzung ein Stück Land umgaben.
Schon im Mittelalter waren Gärten mit einer Einfriedung umgeben. Dies erfüllte allerdings eher das Bedürfnis, das Angebaute zu schützen, als gestalterische Zwecke.
Durch die umgebende Hecke oder den Zaun entsteht zum Einen ein Eindruck des Raums, der Dreidimensionalität, zum Anderen ein Gefühl des Beschützt-Seins, des privaten Rückzugsortes. Dieser Rahmen bildet den Hintergrund für alle übrigen Elemente des Gartens.
Außerdem bietet eine geschlossene Umgrenzung des Gartens Schutz vor Einblicken. (Und darüber hinaus vor zweibeinigen Eindringlingen, die etwas mitnehmen möchten und vierbeinigen Eindringlingen, die etwas zurücklassen möchten).
Das Gesetz der deutlichen Einfriedung
Das Gesetz der deutlichen Einfriedung (vom Englischen "Law of significant enclosure") besagt, dass ein Garten dann Geborgenheit vermittelt, wenn das Verhältnis von waagerechter Fläche zu senkrechter Eingrenzung 1:3 beträgt. Ist ein Garten sechs Meter breit, braucht er demnach eine Einfriedung, die zwei Meter hoch ist.
Diese Einfriedung kann ein hoher Holzzaun sein, der Sichtschutz bietet:
Eine gemischte Hecke aus immergrünen und laubabwerfenden Gehölzen, kombiniert mit farbigen Betonelementen schützt vor Einblicken. Durch die verschiedenen Elemente wirkt der Sichtschutz locker:
Natürlich kann auch eine Hecke den Rahmen für den Garten bilden, sowohl aus immergrünen als auch aus laubabwerfenden Gehölzen:
Die Mauern der Gebäude bilden hier den Rahmen für den Gartenhof:
Wie schaffe ich Geborgenheit in einem großen Garten?
Je größer der Garten, desto weniger lässt sich diese Regel natürlich direkt übernehmen. Ein dreißig Meter breiter Garten bräuchte danach schließlich eine zehn Meter hohe Einfassung! Wie erreiche ich dann ein Gefühl der Geborgenheit im großen Garten?
In großen Gärten kann man Gartenräume anlegen, die kleiner sind und dementsprechend mit niedrigeren Einfriedungen schon ein Gefühl des Schutzes vermitteln. Zum Anlegen von Gartenräumen gibt es hier einen Artikel.
Alternativ kann man einen Sitzplatz so anlegen, dass er direkt an einer Hecke oder im Winkel zwischen zwei Hecken liegt und dadurch in gewissem Grade als geschützt empfunden wird. Ein Baum oder Strauch zum offenen Garten hin würde dieses Gefühl verstärken, aber da haben wir dann im Grunde auch schon fast einen Gartenraum angelegt …
Persönliches Empfinden
Wie sehr man das Bedürfnis nach einer schützenden Begrenzung des Grundstücks hat, ist sicherlich individuell verschieden.
In vielen größeren Gärten sitzen die Besitzer häufig nur auf der Terrasse am Haus. Hier gibt ihnen das Haus selber Rückhalt und ein Terrassendach vermittelt zusätzlich ein Gefühl des Schutzes. Der Rest des Gartens wird aber häufig (zumindest, wenn keine Kinder mehr auf dem Rasen spielen), kaum genutzt und nur zum Rasenmähen oder Unkraut zupfen betreten.
Andere fühlen sich unter der behütenden Krone eines Baumes wohl und wieder andere stört es vielleicht nicht, wie auf dem Präsentierteller auf einer großen offenen Rasenfläche zu sitzen.
Wenn euch also in eurem Garten Geborgenheit fehlt – könnte es wohl daran liegen, dass ein schützender Rahmen fehlt?
Achtung: in diesem Artikel geht es nur um den Design-Aspekt!
Für Grundstückseinfriedungen gibt es Normen in den Nachbar- und Baurechten, die von Land zu Land unterschiedlich sind. Auch kommunale Regelungen können Vorgaben machen. Da geht es zum Beispiel darum, welcher Nachbar den Zaun zwischen zwei Grundstücken baut und wie hoch eine Mauer oder Hecke auf der Grenze sein darf. Bevor ihr eine Einfriedung errichtet, solltet ihr euch erkundigen, welche Regelungen für euer Grundstück gelten.
Räumliche Struktur durch Objekte innerhalb des Gartens
Damit der Garten nicht "flach" wirkt, schaffen wir zusätzlich zur Einfriedung mit Objekten innerhalb des Gartens Dreidimensionalität. Wie beim Hausbau schaffen Hecken oder Mauern um den Garten herum und im Garten Wände. Bäume geben unserem Garten ein "Dach". Sie können den Raum aufteilen, sodass er trotz einer niedrigeren Einfassung Geborgenheit vermittelt.
Räumlichkeit erzeugen wir zusätzlich mit Sträuchern, Pergolen und anderen Rankgerüsten und mit Gebäuden wie Lauben, Garten- oder Gewächshäusern. Sie alle tragen durch ihre Höhe dazu bei, dass sich auf mehreren Ebenen im Garten etwas abspielt. Auch durch Hochbeete oder halbhohe Hecken oder Sträucher kommt Bewegung ins Gelände.
Die Staffelung der Gehölze gibt unserem Garten räumliche Wirkung:
Die Sträucher im Vordergrund und Bäume im Hintergrund verleihen dem Gartenraum eine dritte Dimension:
Auch Trockenmauern in unterschiedlichen Höhen können – wie hier in unserem Garten – Struktur schaffen:
Das Hochbeet hebt die Bepflanzung auf die Augenhöhe eines auf der Bank sitzenden Betrachters. Dadurch wird schon die niedrige Bepflanzung mit Gräsern als schützend empfunden:
Eine Pergola oder ein anderes Rankgerüst strukturieren den Garten in der Höhe. Eine Pergola bildet einen Raum im Raum und gibt ihm gleichzeitig Tiefe:
Auch der Pavillon in diesem Rosengarten setzt einen Akzent in der Höhe. Die Hochstammrosen bilden eine weitere Ebene:
Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel