Am 1. und am 12. September habe ich den Maximilianpark in Hamm besucht. 1984 fand dort eine Landesgartenschau auf einer Industriebrache, dem stillgelegten Steinkohlebergwerk Zeche Maximilian statt. Alte Architektur aus der Zeit des Steinkohleabbaus wurde in den Park einbezogen und durch einen Glaselefanten ergänzt, in dem Besucher in einem gläsernen Fahrstuhl nach oben fahren und von dort aus einen Überblick über das Gelände genießen können. Eigentlich habe ich Höhenangst, aber das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Und tatsächlich: es war ein toller Ausblick auf den Park und eine Einladung, das Gelände näher zu erkunden.
Die Staudenpflanzungen von Piet Oudolf
Der bekannte holländische Gartenarchitekt Piet Oudolf hat für den Park drei Pflanzenkunstwerke geschaffen: "GartenKunst" und "NaturGestalten" 2010 und 2011. Schließlich hat er sie 2019 mit der Pflanzung "GrünFormen" verbunden. Mir hat an dem Park besonders gefallen, dass er über so lange Zeit nicht nur attraktiv und gepflegt erhalten wurde, sondern auch noch mehrfach durch die neuen Pflanzungen aufgewertet wurde.
"Essentielles Planungsziel von ihm war, dass die Menschen sich in den Pflanzungen „verlieren“, statt einfach nur hindurch zu laufen. Das ist ihm auf perfekte Art und Weise gelungen. Den Besuchern bietet sich ein Netz von Wegen und kleinen Plätzen, auf denen sie unterschiedliche Perspektiven einnehmen und entscheiden wohin sie möchten. (…)
Piet Oudolf ließ sich von der bereits vorhandenen Kulisse des Maximilianparks inspirieren und gestaltete Pflanzungen, die sich wunderbar in das Gelände der alten Industriebrache einfügen." (Quelle: https://www.maximilianpark.de/attraktion/piet-oudolf/)
Tatsächlich habe ich mich darin irgendwie verloren. Es gab immer wieder neue neue tolle Kombinationen und Ansichten zu entdecken und auch die Zeit ist mir völlig entglitten…
Ehrlich gesagt: dass es drei Bereiche mit verschiedenen Titeln gibt, habe ich leider erst gelesen, nachdem ich dort war und ich habe die Fotos nicht nach den Abschnitten aufgedröselt. Genießt einfach die Bilder!
Alter Baumbestand im Maximilianpark Hamm
Auf einem Teil des Geländes gab es einen alten Baumbestand, den Piet Oudolf so in seine Pflanzung einbezogen hat, dass alles wie aus einem Guss wirkt. Dadurch entsteht ein Wechsel aus sonnigen und schattigen Bereichen, die gleichermaßen reizvoll sind. Teilweise sind die Bäume unterpflanzt, andere dienen den Staudenflächen als Kulisse.
Hier hat der Gartendesigner mit Blattgrößen und Formen von Farnen, Funkien und Elfenblumen einen Teppich unter den Bäumen gewebt:
Im Hintergrund folgt ein sonniger Bereich. Der Übergang ist fließend:
Der geschwungene Weg führt in einen Bereich unter Bäumen und lädt ein, die Beete dort zu entdecken. Gleichzeitig macht er neugierig auf das, was hinter der Kurve liegt:
Hier dienen die Bäume als Hintergrund für die weitläufige sonnige Staudenfläche:
Viel Platz für Großstauden
Manchmal wünsche ich mir viel mehr Platz in meinem Garten für flächigere Pflanzungen, für imposante Großstauden, für dies und das und um mich so richtig austoben zu können. Natürlich holt mich der Gedanke an die Pflege schnell auf den Boden meines Gartens zurück. Im Maximilianpark hatte Piet Oudolf viel Fläche, um auch Großstauden einzusetzen und zu klotzen statt zu kleckern. Zur Zeit meines Besuches leitete vor allem der Purpur-Dost als Ausrufezeichen und Ruhepol zugleich das Auge.
Blutwurz (Sanguisorba tenuifolia 'Alba') und Fenchel (Foeniculum vulgare) bieten ein bewegtes Pflanzenbild, zu dem die orange Sonnenbraut (Helenium) kräftige Farbe beisteuert:
Der Federmohn (Macleaya cordaa) hat blassrosa Blütenrispen an aufrechten Stielen und attraktiv geschnittenes blaugrünes Laub. Die imposante Staude ist der Star in diesem Bereich:
Der Riesen-Alant (Inula magnifica) 'Sonnenstrahl' im Hintergrund ist schon verblüht. Seine Samenstände bereichern dennoch dieses Bild mit violetten Astern und rotem Kerzen-Knöterich (Persicaria amplexicaulis):
Nicht nur optisch ist er eine Bereicherung: die kleine Blaumeise hat in aller Ruhe von seinen Samen gefuttert und sich von mir nicht stören lassen!
Noch eine weitere stattliche Staude: die Arkansas-Scheinaster (Vernonia arkansiana 'Mammuth') beginnt zu blühen. Sie wird
1,60 m – 1,80 m hoch und blüht etwa von August bis Oktober:
Und immer wieder wird das Auge von einer zur anderen Gruppe des Purpur-Dosts geleitet. Ich liebe diese üppigen Horste und er ist ein wahrer Magnet für viele Insekten. Vorn gesellt sich eine pinkfarbene Herbstanemone dazu:
Gräser als wichtiger Bestandteil
Gräser sind aus Piet Oudolfs Pflanzungen nicht wegzudenken. Sie bringen das ganze Jahr über Struktur in die Beete und bereichern mit ihren vielfältigen Erscheinungsbildern die Staudenkombinationen, denn auch sie haben unterschiedliche Farben und Blüten. Im Winter sind sie ebenso wichtig: zu Piet Oudolfs Pflanzkonzepten gehört ein ganzjährig attraktives Bild dazu, eine Komposition, die nach dem oberirdischen Absterben der meisten Pflanzen durch trockene Gräser und Samenstände von Stauden weiter "lebt". Darum werden die Beete auch nicht im Herbst aufgeräumt, sondern erst im ausgehenden Winter zurückgeschnitten – mal abgesehen davon, dass sie Vögeln, Insekten und Kleintieren als Nahrung und Rückzugsort im Winter dienen.
Die feinen Halme und Ähren der Gräser bringen Bewegung und Leichtigkeit in die Pflanzungen und sie verweben die übrigen Stauden zu einem stimmigen Bild:
Verschiedene Wuchsformen, Laubfarben und Blüten von Gräsern ergeben für sich genommen schon ein abwechslungsreiches Bild:
Die Herbstanemone (Anemone japonica-Hybride) 'Pamina' flirtet mit der Waldschmiele (Deschampsia cespitosa) 'Goldtau':
Hier wirken die zarten Rispen wie ein Schleier vor der Skulptur "Sich Befreiender" des Bielefelder Künstlers Ralf Kleine. Im Hintergrund die leuchtenden weißen Blüten der Herbstanemone (Anemone japonica-Hybride) 'Honorine Jobert' und noch einmal Purpur-Dost:
Lagenweise angeordnete Staudenbänder
Die großzügige Verwendung der Stauden und Gräser in Blöcken und Bändern ergibt immer wieder schwungvolle Bilder, wie von einem Maler auf die Leinwand gebracht.
Die Prachtspiere (Astilbe) zieht sich als Band durchs Beet. Ihre warm-braunen Samenstände harmonieren mit der orangen Sonnenbraut und den gelblichen Gräsern im Hintergrund:
Auch Scheinsonnenhut (Echinacea purpurea) und Sonnenbraut (Helenium) ziehen eine farbige Spur durch die Gräser:
Kräftige Farben
Besonders die Sonnenbraut (Helenium) und die ersten Astern brachten kräftige Farben ins Spiel. Aber auch das dunkelrote Laub des Braunen Dosts (Ageratina altissima 'Chocolate') ist prägnant und sorgt für Hingucker.
Und noch einmal Sonnenbraut und Brauner Dost, dieses Mal mit Fenchel und den Samenständen des Syrischen Brandkrauts (Phlomis russeliana, links):
Eine ungewöhnliche starke Farbkombination: (Aster amellus) 'Rosa Erfüllung' leuchtet kräftig vor dem Braunen Dost und der orangen Sonnenbraut.
Feine Kombinationen
Neben den beeindruckenden, in großer Zahl zusammen gepflanzten Stauden fallen immer wieder Kombinationen auf, in denen einzelne Aspekte der Pflanzen wiederholt oder gegeneinander gesetzt sind.
Eine der Schönsten unter den Doldenblühern ist für mich die Kaschmirdolde oder Feinblättrige Silge (Selinum wallichianum). Weiße Dolden, rote Stiele und soooo fein geschnittenes Laub! Dazu passt wunderbar die Rutenhirse (Panicum virgatum) mit den vereinzelten roten Blättern:
Auch neben den Braunen Dost passt die Rutenhirse, dessen Rotton sie aufgreift.
Ein schönes Farbduo: Scheinsonnenhut mit bräunlich-pinken Blüten eines Chinaschilfs (Miscanthus sinensis):
Im Schatten wirken grobes, feines und mittleres Laub zusammen: Schaublatt (Rodgersia, links), die dunkellaubige Silberkerze (Actaea 'Brunette') und Farn.
Attraktive Samenstände
Schon jetzt spielen in der Pflanzung Samenstände eine Rolle. Markant wirkt die verblühte Wieseniris (Iris sibirica) 'Caesar’s Brother', und die Kerzen der Prachtspieren steuern mit ihrem warmen Braun durchaus noch Farbe bei.
Und noch einmal aus der Nähe: Wieseniris und Waldschmiele (Deschampsia cespitosa) 'Goldtau'. So! schön!
Die Samenstände der Astilbe bereichern mit einem warmen Braun das Bild und geben ihm eine ganz eigene Dynamik:
Nun ist mein Beitrag schon so lang geworden … Bilder von meinem Besuch zwei Wochen später findet ihr hier. Tatsächlich hatte sich die Pflanzung inzwischen mehr verändert, als ich gedacht hätte!
Da ich hier den eintrittspflichtigen Maximilian Park Hamm zeige, wo die Fotos entstanden sind, kennzeichne ich diesen Beitrag aus rechtlichen Gründen als Werbung. Sie ist weder beauftragt noch bekomme ich eine Gegenleistung. Den Eintritt habe ich selbst bezahlt.
Vielleicht wart ihr schon selbst dort? Was hat euch am besten gefallen? Hinterlasst mir doch unten einen Kommentar, wenn ihr mögt!
2 Kommentare
Liebe Susanna, ich glaube es nicht – ich war auch am 12.9. im Maxipark. Die Pflanzungen waren bei weitem nicht mehr so frisch, wie auf Deinen Bildern, da ist diese großzügige Wellenpflanzung dann ein Nachteil. Ob es daran liegt, dass ich etwas zu spät war, dass ich die Piet Oudolf Pflanzungen als etwas zu routiniert empfand??? Verliebt habe ich mich in eine Staude, in die Anemone japonica 'Pamina', die finde ich sooo reizend. Im Frühling werde ich nach ihr suchen und sie mit zarten Gräsern verbandeln. Schade, dass wir uns nicht getroffen haben. Ich denke, jeder mit Foto beschäftigt, hätten wir uns evtl. sogar erkennen können. Ich bin erst um 13.30 Uhr angekommen und überlegte, ob ich nicht doch gleich auf die Autobahn düse und weiterfahre. Aber die Neugier siegte zum Glück, denn bis München gab es 24 Baustellen und viele Staus. Ich habe das Feld dann ohne Stopp, aber mit vielen Baustellen-Kilometern, von hinten aufgerollt und war um 22.30 Uhr zuhause. Was meinst Du, sollte ich mir die Pflanzung das nächste Mal besser im August ansehen? Viel früher bringt nix, denn ohne die Gräser fehlt doch viel Charme, Struktur allein ist mir halt zuwenig. Ich bin gespannt auf Teil 2 und wünsche Dir ein schönes Wochenende. LG Wurzerl
Liebe Renate,
beim zweiten Besuch war ich zuerst tatsächlich auch ein bisschen enttäuscht, weil die Helenium verblüht waren, aber dann gab es doch wieder anderes Reizvolles zu entdecken …
Für dich ist der August vielleicht tatsächlich der bessere Zeitpunkt für einen Besuch in Hamm. Im Juni war ich auch schon einnmal dort und es blühten unter anderem Amsonia, Phlomis, verschiedene Strorchschnäbel, Gillenia, Eryngium, Ziersalbei und Iris. Die unterschiedlichen Texturen der Gräser dazwischen – ich fand es sehr schön und alles strahlt um die Zeit eben einfach noch Frische und Vitalität aus. Oudolfs Pflanzungen sind ja so gedacht, dass sie das ganze Jahr über attraktiv sind.
Wie schade, dass wir uns verpasst haben! Wir hätten gemeinsam gehen und uns austauschen können, das wäre sicher spannend, denn jede hat doch ihre eigene Sicht auf die Gestaltung.
Liebe Grüße,
Susanna