Auf einer Gartenreise in den Süden Englands im Juni 2015 durften mein Mann und ich den Sussex Prairies Garden von Pauline und Paul McBride besuchen. Der Garten liegt in Henfield, Sussex, eineinhalb Autostunden südlich von London und etwa 25 Minuten nördlich von Brighton. (Die Webseite des Gartens mit Öffnungszeiten findet ihr hier.)
Pauline und Paul McBride legten den Garten 2008 auf dem Farmland von Pauline an.
Inspiriert wurden sie dazu von ihrer Zusammenarbeit mit Piet Oudolf in Luxemburg, wo sie gemeinsam an einem von Oudolf entworfenen Gartenprojekt arbeiteten. Darum ist der Garten so anders als viele andere Gärten in England: gepflanzt wurde auf einer großen, weiten Fläche, nicht in einem von Mauern oder Hecken eingefassten Grundstück an einem Herrenhaus. Außerdem sind die Pflanzungen weitläufig und bestehen zum größten Teil aus flächig gepflanzten Stauden und Gräsern, die für England typischen mixed borders aus Gehölzen, Stauden und ein- und zweijährigen Pflanzen gibt es hier nicht. Einem naturalistischen Design folgend, sind die Stauden und Gräser "frei fließend" in Massen gepflanzt.
Über 30 000 Pflanzen wurden aus Saatgut gezogen und in einem Familienevent mit Familie und Freunden zusammen gepflanzt. Revolutionär ist die Art, wie die McBrides ihre Prärie pflegen. Im Februar zünden sie die trockenen Pflanzenreste an. So sparen sie sich das mühevolle Abschneiden und mit der Asche wird zugleich der Boden wieder mit Nährstoffen versorgt.
Neben den Pflanzen gibt es überall im Garten Kunstwerke zu entdecken, eine lebendige Ausstellung, aus deren Angebot man Objekte kaufen kann. Außerdem werden in der Gärtnerei Pflanzen angeboten, die von den Mutterpflanzen im Garten stammen.
Als unsere Reisegruppe ankam, wurde jede und jeder einzelne von Pauline und Paul mit einem Strahlen und einem Handschlag begrüßt. Wir wurden durch einen kleinen Garten am Wohnhaus geführt … Das hatten wir uns nach der Reisebeschreibung anders vorgestellt.
Doch als wir durch das hintere Gartentor traten, eröffnete sich eine ganz andere Welt:ein weites Gelände mit altem Baumbestand und riesigen Pflanzflächen!
Überall zwischen den Pflanzen findet man die unterschiedlichsten Kunstwerke. Paul und Pauline ermöglichen Künstlern, hier auszustellen. Die Kunstwerke kann man kaufen.
Der Kopf fügt sich zwischen Glockenblumen und Gräser gut ein:
Lange Rasenwege und Sichtachsen gliedern den großzügigen Park. Der Blick wird hier an Hecken und Gräserreihen entlang geführt:
Eine tolle Kombination: Gelbe Fackellilie (Kniphofia) und Mähnengerste (Hordeum jubatum) vor einem Bergknöterich:
Herrlich! Der Schlafmohn (Papaver somniferum) in kräftig dunklem Pink und dazwischen die Mohnkapseln der schon verblühten Pflanzen. In England ist der Anbau nicht verboten!
Das feine Laub des Bronze-Fenchels (Foeniculum vulgare 'Rubrum') wirkt wie ein Weichzeichner vor der Szene im Hintergrund:
Heckenelemente und andere Gehölze gliedern den Park. Links von mir der Gold-Hartriegel (Cornus alba 'Aurea'):
Auf der "Prärie" sind natürlich auch Büffel unterwegs!
In einem eingezäunten Eckchen stehen Bienenhäuschen. Sie teilen sich den Garten mit rosa Schäfchen und verschiedenen Gräsern:
Hier werden alle Pflanzen nach dem Vorbild von Piet Oudolf in Massen gesetzt. Die Strukturen der verschiedenen Gräser wirken auch ohne Blüten:
Gräser sind typisch für die Prärie. Hier wiegen sich die zarten Ähren der Rasen-Schmiele 'Goldschleier' (Deschampsia cespitosa 'Goldschleier'). Sie werden vom Kandelaber-Ehrenpreis (Veronicastrum) im Hintergrund überragt:
Der beste Ehemann von allen inmitten von Schlafmohnblüten und -kapseln. Die violette Wiesenraute (Thalictrum) im Hintergrund ist größer als er!
Das Japanische Blutgras (Imperata cylindrica 'Red Baron') nimmt die Farbe der roten Blüten einer Taglilie (Hemerocallis) auf.
Das Syrische Brandkraut (Phlomis russeliana) mit seinen blassgelben Blüten auf mehreren Etagen wird durch ein paar kräftige Mohnblüten ergänzt:
Hier watet ein schräger Vogel durch die Hohe Fetthenne 'Matrona' (Hylotelephium telephium 'Matrona'). Vielleicht ist es der aus dem Kinderlied? "Hat ein' Zettel im Schnabel, von der Mutter ein' Gruß":
In der Gartengestaltung setzt man die Wiederholung von einzelnen Elementen ein, um einen Rhythmus herzustellen, der das Auge durch den Garten oder durch ein Beet leitet. Im normalen Hausgarten kann man zum Beispiel gleiche Stelen oder bepflanzte Obelisken dazu verwenden oder gleiche Leitstauden oder Hochstämmchen. Hier ist sooo viel Platz, da passen locker gleich mehrere Gruppen des Bergknöterichs (Aconogonon speciosum) 'Johanniswolke' in die Pflanzung! Sie wirken toll, allerdings ist die 'Johanniswolke' nichts für feine Nasen: sie riecht laut und deutlich nach Schweinestall!
Es gab eine ganze Zahl weiterer Kunstwerke zu entdecken:
Nach dem Rundgang durch den Garten lädt das Cafe ein, hausgemachte Kuchen und Tee zu genießen, unter anderem die traditionellen englischen Scones mit clotted cream und jam:
Am Ende des Besuchs hatte ich Gelegenheit, mich noch einmal mit Pauline McBride zu unterhalten.
Natürlich konnten wir im Reisebus keins der großen Kunstwerke transportieren, aber ein kleineres Souvenir durfte mit. Der kleine Vogel hier in unserem Garten erinnert mich an den Besuch in diesem eindrucksvollen Garten.
Die McBrides nennen ihren Garten "An extraordinary garden created by ordinary people!" – Ein außergewöhnlicher Garten, von gewöhnlichen Leuten geschaffen!
Der Sussex Prairies Garden ist ganz bestimmt eine Reise wert – nein, mindestens zwei, denn im Hochsommer wird man in diesem Garten in Farben schwelgen – oder drei, im Winter mit all den Samenständen und Gräsern – und überhaupt möchte ich einfach gerne noch einmal hin …
4 Kommentare
Was für ein schöner und besonderer Garten. So ganz anders als "normale" Gärten.
Der Artikel macht Lust auf eine Reise nach Sussex!
Vielleicht fahren wir das nächste Mal zusammen hin? Das erinnert mich an "Linnea im Garten des Malers". Wir haben das Kinderbuch gelesen und immer gesagt: "Und eines Tages fahren wir zusammen hin!" Und dann haben wir es eines Tages tatsächlich gemacht …
Vielen Dank, liebe Susanna und lieber Heinfried, dass ich Euch ein Stück durch diesen herrlichen Garten begleiten durfte. Er erscheint als wunderbares, sehr gelungenes Arrangement aus Natur, Weite und gärtnerischer Gestaltung unter Einbeziehung origineller Kunstwerke. Ich glaube, mir würde es da auch sehr gut gefallen.
Danke, liebe Martina, es ist ein ganz besonderer Garten und es war ein Erlebnis, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, die ihn gestaltet haben. Pauline ist eine geniale Gärtnerin und eine so liebenswerte und offene Frau!