Ihr Lieben,
einer meiner Lieblingsparks ist der Berggarten in Hannover und es zieht mich immer wieder dorthin. Ich bin ursprünglich Niedersachsin – vielleicht ist es so eine Art Heimatgefühl … Der Park ist wunderbar vielseitig gestaltet und ich entdecke jedes Mal wieder Neues. Wir haben den Garten im August bei hochsommerlichen Temperaturen besucht und jaaa, ich weiß: da gehen andere ins Freibad oder fahren ans Meer in der Hoffnung auf eine frische Brise. Ich schleppe den besten Ehemann von allen durch Gärten, immerhin mit der Aussicht auf ein schönes kaltes Getränk hinterher und natürlich viele Fotos. Wie bin ich dankbar, dass er mich Pflanzenverrückte so unterstützt!
Es war ein anstrengender, aber lohnender Ausflug, denn der Berggarten ist meiner Meinung nach immer eine Reise wert und ich hoffe, ihr habt Lust, uns auf unserem Rundgang zu begleiten.
Der Berggarten in Hannover ist Teil der Herrenhäuser Gärten. Er wurde 1666 als Gemüsegarten für das Herrenhäuser Schloss angelegt, später als Garten für die Kultur exotischer Pflanzen genutzt und schließlich in einen botanischen Garten umgewandelt. Heute gibt es hier 12000 Pflanzenarten zu sehen. Der Park liegt auf einer eiszeitlichen Sanddüne, vermutlich deshalb der Name "Berggarten".
Der Berggarten Hannover öffnet täglich um 9:00 Uhr. Die Eintrittspreise und die weiteren Öffnungszeiten für die Herrenhäuser Gärten findet ihr hier. Einen Plan des Geländes gibt es hier. Mehr zur Geschichte hier.
Im Schmuckhof im Berggarten Hannover
Der Schmuckhof ist ein mit symmetrischen Beeten formal angelegter Garten am Bibliothekspavillon. Die Beete werden zweimal im Jahr neu bepflanzt. Gelbe Blüten spielen eine besondere Rolle; sie greifen das Gelb der Welfen auf, in dem der Pavillon gestrichen ist.
Die Sommerbepflanzung bekommt von einigen exotischen Pflanzen Struktur wie Rotem Federborstengras (Pennisetum setaceum 'Rubrum'), dunkellaubigem Neuseeländer Flachs (Phormium tenax), der ebenfalls aus Neuseeland stammenden Keulenlilie (Cordyline indivisa 'Red Sentinel') und dem Indischen Blumenrohr (Canna indica). Sie alle heben sich durch ihre Größe, Form und Textur aus der Pflanzung hervor. Die rotlaubigen Pflanzen bilden einen angenehmen Gegenpart zu den leuchtenden Blütenfarben in Gelb, Orange und Rot. Durch die ihnen gemeinsame Farbe geben sie der Pflanzung Rhythmus und Wiederholung und erden sie zugleich:
Der Senkgarten vor dem Bibliothekspavillon ist mit einem farbenfrohen Mosaik aus sukkulenten Pflanzen gestaltet:
Im Subtropenhof
Der Subtropenhof bietet durch seine hohen Backsteinmauern wärmebedürftigen Pflanzen Schutz. Tritt man in den kleinen Hof ein, befindet man sich plötzlich in einer ganz anderen Welt: hier stehen im Sommerhalbjahr stattliche Exemplare exotischer Kübelpflanzen und zusammen mit den an den Wänden wachsenden Kletterpflanzen entsteht eine üppig grüne Fülle und eine ganz besondere, abgeschiedene Atmosphäre.
Das Gehölz in der Mitte des Bildes ist der Chinesische Weißbunte Klebsame (Pittosporum tobira 'Variegatum'), ein langsam wachsender immergrüner Strauch mit kompaktem, rundlichem Wuchs:
Der Wandbrunnen unterstreicht mit seinem leisen Plätschern zusätzlich die geschützte Atmosphäre des Hofes. Man fühlt sich wie in einer anderen Welt …
Ein über 170 Jahre alter Ginkgo
Außerhalb des Hofes fallen zunächst eine Keulenlilie (Cordyline australis 'Atropurpurea') und eine Reihe von Engelstrompeten (Brugmansia) ins Auge. Bemerkenswert ist aber besonders ein über 170 Jahre alter Hänge-Ginkgo (Ginkgo biloba 'Pendula'), der hier an der Wand hinauf wächst.
Urige Andentannen
Eine Gruppe von Chilenischen Araukarien (Araucaria araucana) steht nahe am Eingang des botanischen Gartens. Sie heißen unter anderem auch Andentanne, Schlangenbaum und im Englischen "Monkey Puzzle". Davor eine Pflanzung mit ungewöhnlichen Formen:
Hier sieht man gut die Zapfen und Blüten der Andentannen:
Der Steingarten
Im Steingarten geht es besonders im Frühjahr bunt zu. Im Sommer fallen die unterschiedlichen Wuchsformen der Pflanzen und die verschiedenen Blattfarben auf.
Der Blumengang im Berggarten Hannover
Wo es im Frühjahr bunt und fröhlich zugeht mit einer Fülle von Zwiebelpflanzen, wird es im Sommer exotisch: vor dem Hintergrund geschnittener Berberitzenhecken (Berberis julianae) blühen entlang des Weges nun verschiedene Sorten des Indischen Blumenrohrs (Canna indica).
Der Wüstengarten
Im Wüstengarten speichert Lavagestein die Wärme der Sonne. Hier finden sich sowohl winterharte Pflanzen, als auch Pflanzen, die im Winter ins Gewächshaus umziehen müssen. In diesem Bereich gibt es Wüstenpflanzen aus Afrika und Nord- und Südamerika:
Im Pergolengarten
Der Pergolengarten beinhaltet einen schattigen Bereich unter einer Pergola, einen sonnigen Bereich mit Rankpflanzen, Blütenstauden und Gräsern und einen Senkgarten mit einem kleinen Teich. Die Blütenstände des Garten-Sandrohrs (Calamagrostis x acutiflora) leuchten im Sonnenlicht:
Eine gelbe Trompetenblume (Campsis radicans 'Flava') berankt den Zaun, darunter der Sommer-Phlox 'Kurpel', der eine Nachblüte hat und recht gut mit Trockenheit zurecht kommt.
Der kleine formale Teich im Senkgarten wird umrahmt von den höher gelegenen Beeten, in die einige Schmucklilien (Agapanthus) kräftig blaue Tupfen setzen:
Schmuckstauden und Präriegarten
Im Schmuckstaudenbereich blüht während der ganzen Vegetationsperiode etwas. Die Prachtstauden sind so platziert, dass sie sich gegenseitig mit ihren Blütenfarben und -formen noch aufwerten. Auch die Größen, Formen und Texturen der Pflanzen werden so kombiniert, dass sie nicht nur zur Blütezeit ein attraktives Bild miteinander abgeben. Gräser bringen feine Struktur, die trockenen Halme sind auch im Winter noch schön. Blauraute (Salvia yangii) , Fenchel (Foeniculum vulgare) und die Samenstände der Kugeldistel (Echinops ritro) harmonieren in dieser Steppenpflanzung perfekt.
Vor einem Zierapfel (Malus x zumi 'Professor Sprenger') blühen verschiedene hohe Flammenblumen (Phlox paniculata) und rosa Prachtspieren (Astilbe chinensis var. taquetii 'Romanze'). Vor der Hecke blüht der Berg-Knöterich 'Johanniswolke'.
Die Zwerg-Wildaster (Aster ageratoides 'Adustus-Nanus') begleitet den Weg mit ihrem dichten hell violetten Blütenkissen von Juli bis September:
Nach der Blüte sind auch die Samenstände des Ehrenpreises (Veronicastrum virginicum) reizvoll. Im Hintergrund nochmals Hohe Flammenblumen und Sonnenhüte (Rudbeckia):
Schmuckstauden und Gräser am Wegekreuz:
Die imposante Purpur-Engelwurz (Angelica sylvestris 'Vicar’s Mead') ziert noch immer mit ihrem Samenstand, und der violette Stängel passt perfekt zu den Blüten der pinkfarbenen Flammenblume (Phlox).
Hohe Flammenblumen (Phlox paniculata) vor Chinaschilf (Miscanthus sinensis 'Ferner Osten') und Hohem Wasserdost (Eupatorium fistulosum) blühen im "Inselbeet" zwischen zwei Wegen:
Auf dem Weg zum Rhododendronhain blühen Prachtspieren (Astilbe) neben Farnen und Gehölzen. Die Sonne zaubert ein wunderbares Spiel von Licht und Schatten in die Blätter:
Am Moorteich
Auch am Moorteich gibt es helle und schattigere Partien. Im Moormilieu fühlen sich säureliebende Pflanzen wohl. Von Baumstämmen begrenzte Mulchwege geben ein angenehm weiches Trittgefühl.
Weiche Mulchwege führen nah am Wasser entlang.
Ein schattiger Bereich zwischen Moor und Heide
In diesem Teil werden mit verschiedene Blatt- und Nadelfarben, Texturen und Wuchsformen ganz ohne Blüten schöne Bilder gemalt.
Ein Mosaik aus Laubformen im Schatten: Clintons Wurmfarn (Dryopteris clintoniana, links) – gefiedert, Breitblattsegge (Carex plantaginea, vorn) – breit lanzettlich, Japanisches Berggras (Hakonechloa macra 'Aureola', Mitte) – schmal lanzettlich und gelbgrün gestreift und die kleinen, runden, dunkelgrün glänzenden Blätter der Haselwurz (Asarum europaeum, rechts)
Heidelandschaft
Birken, verschiedene Gräser, der Hängewacholder 'Horstmann' (Juniperus communis 'Horstmann') und die Besenheide (Calluna vulgaris) prägen das Bild der Heidelandschaft im Berggarten. Mit dem Pink der Besenheide harmoniert der Blutweiderich (Lythrum salicaria) mit seinen aufrechten, kerzenförmigen Blütenständen.
Blumenwiese und Staudengrund
Der Gelbe Sonnenhut (Rudbeckia fulgida) wirkt besonders schön, wenn er in Massen gepflanzt wird. Hier wurde er mit Kugeldisteln (Echinops ritro) und Prachtspieren (Astilbe) kombiniert:
Imposant sind die Blüten des Schwarzen Germers (Veratrum nigrum), hier mit Argentinischem Eisenkraut (Verbena bonariensis) und roter Montbretie (Crocosmia) im Hintergrund:
Höhenstaffelung: Vorn ein gelber Sonnenhut (Rudbeckia fulgida var. deamii), in der Mitte violette Engelwurz (Angelica gigas) und Kerzen-Knöterich (Persicaria amplexicaulis 'Speciosum') und im Hintergrund die Durchwachsene Becherpflanze (Silphium perfoliatum):
Hier am Wasser geht es üppig zu, was das Blattwerk angeht: Schildblatt (Darmera peltata, links) und Kastanienblättriges Schaublatt (Rodgersia aesculifolia, rechts) säumen den Weg am Rand des Bachlaufes.
Über den Bachlauf kann man hier bis hinüber zur Lindenallee sehen. Die Bank im Schatten lädt ein, ein bisschen zu verweilen:
Die Fruchtstände des Aronstabs (Arum italicum) neben der Goldsegge (Carex 'Evergold') beginnen sich leuchtend rot zu färben.
Mausoleum und Lindenallee
Unter mächtigen Eichen sind im Mausoleum adlige Hannoveraner bestattet, unter anderem Kurfürstin Sophie und König Georg I von England.
Die alte Lindenallee bildet eine Sichtachse, die auf das Mausoleum zuführt.
Wir werfen noch einen Blick zurück über die weitläufige Parklandschaft:
Auf dem Weg zum Ausgang begleiten uns der Einjährige Sonnenhut (Rudbeckia hirta) 'Indian Summer', Chinaschilf (Miscanthus sinensis) und Zartes Federgras (Nassella tenuissima):
Der Berggarten umfasst ein großzügiges Gelände und wir waren lange bei hochsommerlichen Temperaturen unterwegs. Da schmeckte uns ein kühles (alkoholfreies!) Radler zum Abschluss des Besuchs umso besser. Aaaah – wie das zischt!
Ach, die Schauhäuser habe ich euch unterschlagen! Dort gibt es unter anderem zahlreiche interessante Kakteen und die größte Orchideensammlung in Europa zu bestaunen. Aber wer würde bei der Wärme freiwillig in die Sauna gehen? Das machen wir mal irgendwann bei kühlerem Wetter …
Einen Beitrag über den Großen Garten in Herrenhausen findet ihr hier.
Da ich hier einen eintrittspflichtigen Park vorstelle, kennzeichne ich diesen Beitrag aus rechtlichen Gründen als Werbung. Sie ist unbezahlt und unbeauftragt. Auch das Bierglas ist unbezahlte unbeauftragte Werbung – es passte einfach so gut!
Wie immer freue ich mich, wenn ihr euch die Zeit nehmt, mir einen Kommentar zu hinterlassen. Habt ein wunderschönes Wochenende und genießt die letzten lauen Terrassenabende!
Herzliche Grüße
Susanna
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