Ein naturnaher Garten einer liebenswerten Pflanzensammlerin

Ihr Lieben,
einige Rosen sind jetzt voll aufgeblüht und die ersten Clematisblüten gesellen sich dazu. Die Rosenzeit ist einfach eine wunderschöne Zeit. Und das Parfum! Am liebsten möchte ich immerzu die Nase in die herrlichen Rosenblüten stecken. Alles rundherum vergessen, tief einatmen und dann … bis unters Zwerchfell muss der Duft gehen, dann lächelt man von ganz allein!

Vor Kurzem waren wir bei Jenny Adam in ihren naturnahen Garten im nordhessischen Listingen eingeladen. Sie wohnt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern im Haus der Schwiegereltern. Hier hat Jenny seit 2011 auf 500 Quadratmetern ein blühendes Paradies für sich und ihre Familie geschaffen.

Die Pflanzensammlerin

Jenny nennt sich selbst eine Pflanzensammlerin. Das wird schon im Vorgarten deutlich. Dort hat sie ein Mosaik aus verschiedenen, überwiegend halbschattige Bereiche liebenden Pflanzen gewebt. Salomonssiegel (Polygonatum), Waldmeister, verschiedene Funkien und eine besondere Blattschönheit teilen sich hier das Beet: das Mädesüß (Filipendula) 'Red Umbrellas'. Ich finde, es sieht aus, als hätte jemand die Blätter in ganz feine Falten gelegt. Im lehmigen Boden gedeiht die Feuchtigkeit liebende Pflanze gut:

Farne, Funkien und Elfenblumen (Epimedium) gedeihen in dem mit feinem Kies gemulchten Beet:

An der Wand um die Haustür herum dienen Baustahlmatten als robuste Stützen für Clematis und Rosen. In den aus Naturstein gemauerten Beeten wächst es üppig:

Im Beet vor dem Schuppen blüht der Rundblättrige Steinbrech (Saxifraga rotundifolia) im Duett mit den orange-rosa Kerzen der Zwerg-Kastanie (Aesculus pavia ‘Rosea Nana’). Der kleine gedrungene Strauch wird nur bis zu zwei Meter hoch. Verschiedene Funkien sorgen für weiteren Blattschmuck:

Im hinteren Garten

Naturnaher Garten: Blütenfülle rund um den Sitzplatz

Hinter dem Backsteinhaus ranken an einer Pergola Wein und ein Blauregen empor. Dazu gesellt sich eine Schokoladenduft-Clematis (Clematis montana 'Wilsonii'):

Die Schokoladenduft-Clematis (Clematis montana 'Wilsonii') duftet – wer hätte das gedacht? – zart nach Schokolade:

Fast versteckt am Kiesweg zum Gemüsegarten von Jennys Schwiegermutter und unter der Pergola entdecken wir eine besondere Gartendekoration: eine alte Schleifmaschine, die noch funktionsfähig ist. Jenny hat sie im Ort gefunden und vor der Müllkippe bewahrt. Ich liebe solche alten Schätzchen!

Vor der Pergola erwartet uns eine schlichte Sitzgarnitur auf einem kleinen gepflasterten Platz.

Mehr braucht es nicht: man sitzt inmitten der Blütenpracht wie auf einer Blumenwiese!

Hier im hinteren Garten erwartet uns eine bunte Mischung aus fein aufeinander abgestimmten Pflanzen. Von den Taglilien, die Jenny inzwischen mit Begeisterung selber züchtet, sehen wir noch kaum Blüten, aber sie zeigt uns Sämlinge, die sie überall zwischen die anderen Stauden gesetzt hat. Außerhalb der Blütezeit sorgen sie mit ihren grasartigen Blättern für Struktur und es ist immer wieder spannend, in welchen Farben der Nachwuchs blüht. Von den vielen vermehrten Stauden gibt Jenny gern welche ab und es finden sich immer begeisterte Abnehmer.
Die Gärtnerin hat auch eine große Liebe für Schwertlilien. Das Duo unten hat Jennys Lieblingsfarben Blassgelb und Apricot (Iris 'Paradise Pink'):

Die zweifarbige Iris (Iris germanica 'Christmas Carol') nimmt das Lachsrosa ihrer Nachbarin wieder auf und verbindet sie mit violetten Blüten. Auf solche Übergänge achtet Jenny besonders und so schafft sie auch Verbindungen zwischen verschiedenen Gartenbereichen.

Fünf Eselsdisteln (Onopordum acanthium) haben sich selbst ausgesät – genau passend in einer ungeraden Zahl, sagt Jenny. Die zweijährigen Pflanzen harmonieren jetzt gerade besonders mit dem weißen Zierlauch, fügen sich mit den hellgrauen Blättern aber überall gut ein und sind tolle Strukturpflanzen und Hingucker:

Auch das weiße Silberblatt (Lunaria) hat sich als "Freiwillige" im Garten eingefunden und fügt sich hier im Hintergrund ebenfalls wunderbar ein:

Die Frühblühende Pfingstrose (Paeonia-Hybride) 'Coral Charm' ist außen Pink und in der Mitte lachsrosa. Sie hat zwar viele Blütenblätter, öffnet sich aber im Sonnenschein so weit, dass die Insekten Zugang haben.

Zu dieser Staude gibt es eine ganz besondere Geschichte: Blüten dieser Pfingstrosen-Sorte waren im Kranz auf dem Grab von Jennys Vater verarbeitet. Ihre Schwester hat eine Pflanze von dieser Sorte bestellt und in drei Teile geteilt. Nun haben Jenny, ihre Schwester und ihre Mutter je eine "Coral Charm" zur Erinnerung in ihren Gärten.

In Jennys Garten gibt es nur wenig zurückhaltende Deko. Die Pflanzen schaffen ganz allein eine zauberhafte Atmosphäre. Am Sitzplatz gibt es einige bepflanzte Zinkgefäße, die mit ein paar Steinen arrangiert wurden:

Die verschiedenen Bereiche im Garten sind nicht nur farblich fein aufeinander abgestimmt, die Farbschemen wechseln auch im Laufe der Gartensaison. Dieser Blick ist zur Zeit überwiegend weiß mit weißem Silberblatt, weißem Zierlauch und der ungefüllten früh blühenden Strauchrose 'Nevada':

Hier seht ihr die hübschen großen halbgefüllten Schalenblüten aus der Nähe. Die Rose ist öfterblühend und duftet leicht:

Die Tuffs aus weißem Zierlauch schweben über dem Beet und eine weiße Akelei umtanzt die Iris 'Immortality':

Im Purpurbeet blüht diese fast schwarze Schwertlilie. Dazu passen der letzte Farbrest des Zierlauchs und die dunkelviolett angehauchten Samenstände des Silberblattes links im Bild:

Als ich Jenny sagte, wie schön ich es finde, dass ihr Garten zwischen alten ländlichen Gebäuden liegt, behauptet sie doch tatsächlich kleinlaut, eine schöne geborgte Aussicht hätte sie leider nicht! Aber wer hat bitteschön einen Kirchturm in seinem Gartenbild? (Und ich sag' noch: "Kann ich mal Ihren Kirchturm ausleihen?")

Spornblume und Türkischer Mohn (Papaver orientale) 'Prinzessin Victoria Louise' umgarnen einander. Die Knospen des Mohns sind auch vor dem Öffnen schon hübsch, die Blüten sind lachsrosa:

Vor dem Schuppen mit den hellblauen Türen gab es ursprünglich eine abschüssige Rasenfläche. Es fehlte eine Fläche, auf der man bei Feiern mit mehreren Gästen sitzen kann. Die Schräge wurde abgetragen und Jenny hat über Silvester und Neujahr die Natursteinmauer aufgeschichtet. Zwischenzeitlich trocknet hier die Wäsche:

In das Beet oberhalb der Mauer hat Jenny einige ihrer Taglilien gesetzt.

Die Bank im Schatten der Weidenlaube ist ein angenehm schattiges Plätzchen:

Im halbschattigen Beet rechts von der Weidenlaube leuchtet das Tränende Herz (Lamprocapnos spectabilis) 'Goldheart', während die strahlend weiße Jakobsleiter (Polemonium caeruleum) 'Album' gerade Insektenbesuch bekommt (zoomt gerne mal rein):

Noch einmal ein Blick über die Blütenpracht. Links im Bild sehen wir schon das Spielhaus der Kinder:

Hinten im Garten möchten uns Jennys Söhne ihr grünes Reich zeigen. Duftige Wolken aus Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris) begleiten uns dorthin:

Am Spielhaus

Das Spielhaus haben Jenny und ihr Mann auf den ehemaligen Hühnerstall gebaut. Die Zwerghühner gibt es jetzt nicht mehr im Garten, denn ihre Tretminen laden nicht wirklich dazu ein, dass kleine Kinder hier barfuß laufen. Ein stattlicher Holunder spendet den Kindern in diesem Bereich Schatten. Jenny kocht aus den Beeren mit Zitrone und Apfelsaft Holunderblütensirup und aus den Beeren einen Mischsaft mit Aronia-Beeren, Brombeeren und anderen Beeren aus dem Garten.
Wo früher einmal ein unschöner Gartenzaun stand, trennt nun ein lebender geflochtener Weidenzaun als lockerer Sichtschutz die Spielecke ab – Kinder müssen schließlich auch mal in Ruhe spielen können …

Wer möchte nicht gerne unter dem blühenden Holunder ein Päuschen in der Hängematte machen? Die duftigen Dolden des Wiesenkerbels machen das Bullerbü-Feeling perfekt!

Am Spielhaus haben die Kinder ein eigenes kleines Gemüsebeet. Der jüngere Sohn freut sich besonders auf die Tomaten, während der Große ungeduldig auf die Radieschen wartet. Er interessiert sich sehr für alles, was grün ist und fragt oft, ob er im Garten etwas probieren darf.

Sogar Basilikum wächst hier und kann zu leckeren Gerichten aus den ersten eigenen Tomaten geerntet werden. Das Strauchbasilikum (Ocimum basilicum) hat nicht nur hübsche violette Blüten und Stängel, es zieht auch Insekten magisch an.

Hinter dem Spielhaus haben wir die Wiesen-Taglilie (Hemerocallis lilioasphodelus) entdeckt. Sie blüht schon im Mai und duftet. In einem Garten mit Kindern darf für mich der Bulgarische Honiglauch (Allium siculum) nicht fehlen. Wenn die hängenden Glöckchenblüten, die gern von Insekten besucht werden, verblüht sind, richten sie sich wieder auf und die Samenstände sehen zusammen aus wie kleine Märchenschlösser.

Für ihren Garten hat Jenny die 'Natur im Garten Hessen' – Plakette bekommen. "Mein Pflanzkonzept beinhaltet eine hohe Biodiversität für die heimische Tierwelt. Diese liegt mir und meiner Familie sehr am Herzen. Wir achten besonders auf naturnahes, resourcenschonendes, chemie-, pestizid- und torffreies Gärtnern im Rhythmus der Natur. Außerdem wird bei uns "durchgeblüht" (nach Karl Foerster), das bedeutet, dass rund um das Jahr immer Pflanzen blühen und somit Nahrung für die Insektenwelt liefern." schreibt sie auf ihrer Webseite.*

Jenny hat den Eindruck, dass sie mit den Tulpen die Wühlmäuse in den Garten gelockt hat, die ihr schon einige ihrer Rosen abgefressen haben. Das sei schade, aber es schaffe auch Platz für Neues, sagt sie. Den wird sie brauchen, denn die Ideen für schöne Kombinationen scheinen ihr nicht auszugehen und weitere Gartenschätze möchte sie ja auch noch sammeln …

Vielen Dank für die Zeit in deinem wunderschönen Garten, liebe Jenny. Wie schön, dass wir uns kennengelernt haben!

*Da ich Jennys Webseite nenne, kennzeichne ich diesen Beitrag als Werbung. Sie ist nicht beauftragt und ohne Gegenwert.