Gartenjahr

Bitte stehenlassen! Samenstände und Gräser im Winter

9. Oktober 2020
Filigran: Samenstände von Astilben

Ihr Lieben,
der Herbst, der Herbst, der Herbst ist da … schüttelt ab die Blätter, bringt uns Regenwetter …
Wie schön, dass er zur Zeit nur schüttelt und uns noch einmal sonniges Wetter bringt. Da kommen wir noch einmal richtig in Gartenstimmung und bekommen Lust, draußen zu sein! Bevor ihr aber jetzt loslegt und allem Vertrockneten an den Kragen geht, das nicht bei 3 auf dem Baum ist, möchte ich euch ein paar Gedanken ans Herz legen …

Filigran: Samenstände von Astilben
Filigran: Samenstände von Astilben

Spätestens nach den ersten "richtigen" Frösten wird in vielen Gärten aufgeräumt, geschnitten und Laub gesaugt. Schön ordentlich und aufgeräumt – oder kahl und trostlos?

Ja, das Laub muss vom Rasen entfernt werden, damit die Gräser darunter nicht schimmeln und sicherlich möchte niemand auf dem Weg zur Haustür auf nassem Laub ausrutschen. Von immergrünen Stauden und Gräsern solltet ihr es auch entfernen, denn sie brauchen auch im Winter Licht für die Photosynthese.

Aus ökologischer Sicht sollte dann aber Schluss sein mit der Aufräumerei! Insekten suchen sich ein Plätzchen in hohlen Stängeln, Vögel finden Samen an verblühten Blütenständen und Igel freuen sich bekanntlich über einen Haufen aus kuscheligem Laub, gerne noch befestigt mit einigen Zweigen und Ästen, damit das Nest von starkem Wind nicht auseinander getragen wird.

Und bitte, bitte verzichtet auf Laubsauger! Kleine Tiere werden zusammen mit den Blättern aufgenommen und dabei getötet. Zudem produzieren sie Lärm, verbrauchen Energie und verschmutzen die Luft. Auf den Beeten bleibt das Laub besser liegen: es schützt Pflanzen und Kleintiere und zerfällt zu wertvollem Humus.

Es ist immer schön anzusehen, wenn Vögel sich die Samen holen. Zu uns kommt im Winter eine Schar Stieglitze, um systematisch die Samenstände der Gelben Sonnenhüte zu plündern. Anschließend verschwinden sie für den Rest des Jahres.

Stieglitze ernten die Samen des Gelben Sonnenhuts
Stieglitze ernten die Samen des Gelben Sonnenhuts

Wann sollte man Stauden und Gräser schneiden?

Die meisten Stauden und Gräser schneide ich erst im Frühjahr, damit der Garten auch im Winter attraktiv bleibt.
Abgeräumte Beete mit nacktem Boden laden nicht zum Hinschauen ein und ein solcher Garten hat monatelang nichts zu bieten. Dagegen zieren die Blattschöpfe der Gräser oft bis zum Frühjahr und schaffen Struktur im Beet. Viele Samenstände sehen – auch wenn sie keine leuchtenden Farben mehr zu bieten haben – sehr attraktiv aus. An kalten Tagen, überzogen von Reif haben sie einen ganz besonderen Reiz. Dazu gibt es hier einige Impressionen.

Ausnahmen:
– Samenständen von Stauden, die sich sehr lästig versamen, könnt ihr nach dem Verblühen schneiden.
– Sind Stauden von Blattkrankheiten befallen, solltet ihr sie im Herbst schneiden und das Schnittgut in der Restmülltonne (!) entsorgen. Hohe Phloxe (Phlox paniculata) und Astern sind zum Beispiel anfällig für Mehltau.

Attraktive Samenstände und Gräser

Wer möchte schon auf solche hübschen Strukturen im winterlichen Garten verzichten? Die trockenen Halme und Blütenzylinder der Lampenputzergräser (Pennisetum alopecuroides), hier die Sorte 'Herbstzauber', sind lange schön und bringen Bewegung ins Beet.

Gräser und Samenstände im Winter: Lampenputzergras (Pennisetum alopecuroides) 'Herbstzauber'
Gräser und Samenstände im Winter: Lampenputzergras 'Herbstzauber' (Pennisetum alopecuroides 'Herbstzauber')

Die zarten papierähnlichen Samenstände des zweijährigen Silberblattes (Lunaria annua) sind lange haltbar und hübsch anzusehen. Wenn die Samen schließlich herausfallen, gibt es Sämlinge, die für Nachwuchs sorgen.

Samenstände im Winter: Silberblatt (Lunaria annua)
Samenstände im Winter: Silberblatt (Lunaria annua)

Richtige Hingucker sind die verblühten Köpfe der Wilden Karde (Dipsacus fullonum). Sie werden über den Winter dunkelbraun, sind aber oft bis ins späte Frühjahr hinein standfest.

Samenstand der Wilden Karde (Dipsacus fullonum)
Die Samenstände der Wilden Karde (Dipsacus fullonum) sind wahre Kunstwerke.

Auch die Samenstände der Astilben (hier Astilbe chinensis 'Visions in Pink') bleiben den ganzen Winter über stehen. Sie wirken zart und zugleich kräftig:

Zart und zugleich kräftig: Samenstände der Astilbe im Winter
Zart und zugleich kräftig: Samenstände der Astilbe

Zusammen mit immergrünen Gehölzen geben hier am Teich verschiedene Gräser dem Garten ganz unterschiedliche Strukturen.

Gräser im Winter
Verschiedene Gräser umrahmen einen zugefrorenen Teich

Die Samenstände des Brandkrautes (Phlomis russeliana) bleiben bis ins Frühjahr hinein schön. Im Hintergrund setzt ein Reitgras (Calamagrostis x acutiflora 'Karl Foerster') ebenfalls einen aufrechten Akzent.

Samenstände des Brandkrauts (Phlomis russeliana) im Winter
Samenstände des Brandkrauts (Phlomis russeliana) im Winter (Arminiuspark Bad Lippspringe)

Myrtenaster (Symphiotrichum ericoides) und Chinaschilf (Miscanthus sinensis) scheinen fast durch unseren Garten zu schweben:

Samenstände und Gräser im Winter: Myrtenaster (Symphiotrichum ericoides) und Chinaschilf (Miscanthus sinensis)
Samenstände und Gräser im Winter: Myrtenaster (Symphiotrichum ericoides) und Chinaschilf (Miscanthus sinensis)

Auch trockene Gräser und Samenstände können farbig wirken. Die dunklen Samenstände einer Wieseniris (Iris sibirica) heben sich von dem warmen hellbraun der Waldschmiele (Deschampsia cespitosa) ab:

Gräser und Samenstände im Winter: Wieseniris (Iris sibirica) und Waldschmiele (Deschampsia cespitosa)
Wieseniris (Iris sibirica) und Waldschmiele (Deschampsia cespitosa)

Auch die Hohe Fetthenne (Sedum) unter dem Schneehäubchen und die Gräser im Hintergrund wirken alles andere als grau, wenn man nur richtig hinsieht:

Hohe Fetthenne (Sedum) und Gräser im Winter
Hohe Fetthenne (Sedum) und Gräser im Winter

Rosen im Herbst schneiden?

Früher wurden Rosen grundsätzlich im Herbst geschnitten. Doch auch sie lässt man besser ungeschnitten, denn die Zweige schützen die Pflanze vor Frost. Er kann so nicht so leicht bis ins Innere der Pflanze vordringen. Sind euch die Triebe zu lang und kakelig, könnt ihr sie sie etwas kürzen. Zwei Drittel der Länge sollten aber mindestens stehen bleiben.
In der milden Witterung des späten Jahres haben sich bei uns immer noch einzelne Knospen bis in den Dezember hinein geöffnet. Es wäre schade, auf sie zu verzichten, denn in dieser Zeit macht doch jede einzelne Blüte Freude. Und auch um den Fruchtschmuck der Rosen, die Hagebutten bilden, wollen wir uns doch auf keinen Fall bringen.

Soll man Hortensien im Herbst schneiden?

Auch die Hortensien müssen nicht im Herbst geschnitten werden. Oft bleiben die verblühten Blüten noch bis zum Schnitttermin im späten Winter schön. Egal ob sie am neuen Holz blühen wie Schneeball- oder Rispenhortensien oder am alten Holz wie Bauern- oder Eichenblättrige Hortensien, sie werden alle im späten Winter geschnitten, nur unterschiedlich stark.

Auch im Winter noch zierend: Blütenball der Schneeball-Hortensie 'Annabelle' mit Raureif
Auch im Winter noch zierend: Blütenball der Schneeball-Hortensie 'Annabelle' mit Raureif

Einen Beitrag über einige Arbeiten, die dennoch jetzt zu tun sind, findet ihr hier: "Den Garten winterfest machen"

Ich werde jetzt noch ein paar Stauden pflanzen und dann einfach den Sonnenschein genießen – das Aufräumen kann ja bis zum Frühling warten …
Wie immer freue ich mich, wenn ihr euch die Zeit nehmt und mir eure Gedanken in den Kommentaren mitteilt!
Ich grüße euch herzlich und wünsche euch ein schönes Wochenende!
Susanna

4 Kommentare

  • Antwort Anne Hölscher, Dortmund 20. Februar 2021 at 21:40

    Oh, bei der schönen Aufzählung sollte Geum (Nelkenwurz), nicht fehlen, ebenfalls wintergrün und nach Nächten mit Raureif sieht die Staude aus, als ob die gerüschten Blätter an den Rändern mit Kristallzucker verziert wurden…

    • Antwort Susanna 21. Februar 2021 at 9:42

      Da haben Sie recht, liebe Frau Hölscher, die Nelkenwurz sieht auch im Winter hübsch aus. Sie würde gut zum Thema "Attraktiv gestalten für das ganze Jahr" passen. Das Geum ist überhaupt eine zauberhafte Pflanze mit seinen charmanten, natürlich wirkenden Blüten! Vielleicht kann ich im nächsten Winter eines mit Raureif fotografieren – jetzt genießen wir erst mal den ersten Frühlingshauch! Liebe Grüße nach Dortmund

  • Antwort Maria Schlör-Konken 5. Oktober 2022 at 22:48

    Liebe Susanna, ein lesenswerter Beitrag zum Herbstgarten! Grundsätzlich stimme ich dir in allen Teilen zu! Nur um unseren Teich herum schneide ich im Spätherbst alle Halme radikal ab, um den Seerosenschädlingsinsekten keine Überwinterungsmöglichkeit in den Halmen zu bieten. Ansonsten bleiben die meisten Samenstände, Halme und Blätter stehen, auch das gefallene Laub bleibt zum Schutz der Erde soweit wie möglich liegen. Du hast das sehr gut erklärt und beschrieben.
    Ich wünsche dir noch goldene Herbstgartentage, liebe Grüße 🍁🍁🍁Maria

    • Antwort Susanna 6. Oktober 2022 at 8:02

      Liebe Maria,
      das ist interessant! Mit Seerosenschädlingen habe ich mich noch nicht beschäftigt, da wir keinen Teich haben und mir das Problem auch sonst noch nicht begegnet ist. Darüber werde ich mal nachlesen. Danke für den Hinweis und dir auch schöne sonnige Herbsttage!
      Liebe Grüße
      Susanna

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