Formschnittgehölze: Struktur im Garten und besondere Hingucker

Ihr Lieben,
die Weihnachtsgeschenke sind besorgt, die Plätzchen schon fast aufgegessen und Haus und Garten festlich geschmückt. Ich freue mich jetzt auf unsere Kinder, die mitsamt dem Enkelhund nach Hause kommen, aufs gemeinsame Kochen, Essen und gemütliche Spieleabende.
Und wie krieg' ich jetzt die Kurve zu den Formschnittgehölzen? Ach, ich fang' einfach mal an:

Beim Formschnitt oder Topiary, wie er in England heißt, entstehen durch regelmäßiges Schneiden geometrische oder andere dekorative Formen aus Gehölzen. Überwiegend werden dazu kompakte, dichte Pflanzen mit kleinen Blätter verwendet, da hier die Schnitte nicht auffallen.

Formschnittgehölze geben dem Garten das ganze Jahr über Struktur. Im Winter, wenn das Grün aller anderen Pflanzen sich bis zur nächsten Saison verabschiedet hat, fallen die Immergrünen um so mehr ins Auge. Nun gliedern sie den Raum noch deutlicher als während des übrigen Jahres.
Kugeln oder Kegel aus grünen Blättern können sich im Staudenbeet zwischen anderen Pflanzen zurücknehmen oder prominent platziert den Blick auf sich ziehen, während Hecken dem Garten einen Rahmen und eine dritte Dimension geben. Am häufigsten sind wohl die regelmäßigen Formen aus Buchsbaum, die leider immer öfter Zünsler und Pilz zum Opfer fallen:

Ein guter Ersatz für den Buchs ist unter anderem die Eibe, die unten als kräftiger Hochstamm zu sehen ist. Aber auch einige laubabwerfende Gehölze wie Buche oder Hainbuche lassen sich gut in Form schneiden:

Das Schneiden von Gehölzen in bestimmte Formen gab es schon in der Zeit der Römer.
Im Barock wurden die Parterres an Schlössern mit Buchsbaumhecken eingefasst und streng geschnittene Hecken grenzten Gartenräume ab. Man wollte mit der aufwändigen Gestaltung dieser Anlagen nicht nur den Wohlstand des Herrschers zeigen, sondern auch suggerieren, dass er neben der Macht über sein Volk auch Macht über die Natur hatte.

Im Garten von Kloster Kamp gibt es ebenfalls ein Parterre mit Buchsbaumhecken und Formschnittkegel gliedern die Fläche:

Besondere Formen von Formschnittgehölzen

Geometrische Formen

Im Gegensatz zu den häufig verwendeten Kugeln oder Kegeln aus Buchsbaum wachsen in der Mitte dieses Gartenraums abgeschrägte Buchsbaumquader:

Pflanzenformen können die Gestalt anderer Elemente aufgreifen. Der kleine Senkgarten mit dem quaderförmigen Springbrunnen unten wird an den Ecken von Buchsbaumquadern gerahmt:

Im Park von Schloss Marselisborg im dänischen Aarhus wird eine moderne Skulptur von eckig geschnittenen Heckenelementen gerahmt und in Szene gesetzt:

Paarweise angeordnet eignen sich besonders einfache geometrische Formen, um die Symmetrie in einem Garten zu betonen:

Wolkenbäume

Das Schneiden von Gehölzen zu Wolkenbäumen stammt aus Japan und nennt sich Niwaki. Dafür eignen sich unter anderem Buchsbaum, Liguster, einige Kiefern und die traditionell in Japan dafür verwendete Japanische Hülse (Ilex crenata). Im Gegensatz zum Bonsai, der im Topf gezogen wird, werden die Wolkenbäume in den Garten ausgepflanzt. Fertig gezogene Exemplare wie die Zypresse unten links haben ihren Preis.

Die "Wolken" können dicht an dicht sitzen wie bei diesen Pflanzen, deren Oberfläche fast wie weiche Mooskissen erscheint …

… oder an den Enden der Zweige angeordnet sein, sodass der markante Wuchs von Stamm und Ästen betont wird:

Formschnitt: freie Formen als lebende Skulpturen

Beim Formschnitt sind der Phantasie kaum Grenzen gesetzt. Es können nahezu alle erdenklichen Figuren von imposant bis humorvoll gestaltet werden. Je ungewöhnlicher die Formen, desto mehr ziehen sie die Aufmerksamkeit auf sich. Berühmte Beispiele sind die aus Eiben geschnittenen Pfauen und die lebenden Skulpturen auf dem Topiary-Rasen in Great Dixter in Sussex oder die 14 Meter hohen Eibenhecken von Powis Castle in Wales. Dort arbeiten zwei Gärtner jährlich zwölf Wochen lang daran, die Immergrünen, die zu unregelmäßigen welligen Gebilden geformt sind, akkurat in Form zu halten.

Formschnitte sind Geschmackssache und besonders extravagantere Figuren werden von manchen Gartenliebhabern als unnatürlich abgelehnt.
Häufig zunächst mit formalen Gärten assoziiert, passen sie jedoch auch zu anderen Gartenstilen. Sie können zum Beispiel in einem naturnahen Garten mit üppigen Stauden und heimischen Wildblumen, der etwas unstrukturiert wirkt, Akzente setzen, die ihm Ordnung verleihen. Der Gegensatz von Wildheit und klarer Struktur kann durchaus reizvoll sein.

Den Walled Garden von Bury Court hat Piet Oudolf angelegt. Diese Eibenhecke im Hof ist geschwungen wie eine Schlange:

Weidenblättrige Birnen (Pyrus salicifolia), die sehr gut schnittverträglich sind, wurden an einem Gerüst gezogen und es entstand ein kleiner Pavillon in dem Gartenhof. Ihr graues Grün wird von einigen Stauden wieder aufgenommen:

Diese Lebensbäume (Thuja occidentalis) sind interessant zu Spiralen geformt und wirken wie Ausrufezeichen in dem kleinen Schaugarten:

Formschnitt kann auch flächige Ornamente hervorbringen. Hier sind unregelmäßige Elemente herausgearbeitet worden, deren Zwischenräume mit Rosen und Stauden bepflanzt sind. Kleine Wege führen hindurch, damit man die Blüten aus der Nähe betrachten kann:

An Grundgerüsten aus Draht können aus Liguster oder Efeu detailliertere Figuren entstehen. Auf der Landesgartenschau in Höxter waren Radfahrer aus Liguster zu sehen. Sie radeln hier symbolisch für den Weserradweg, der auf der Weserpromenade entlangführt und für diese Veranstaltung umgeleitet wurde:

Ein Sofa aus Buchsbaum mag nicht wirklich bequem sein, aber ein Hingucker ist es auf jeden Fall:

Formschnittgehölze selbst ziehen?
– Formschnittgehölze fertig in der Baumschule zu kaufen spart Zeit und Arbeit, ist jedoch teurer als die Pflanzen selbst zu ziehen.
– Schnell wachsende Pflanzen wie Liguster erreichen in kürzerer Zeit die gewünschte Endgröße, müssen aber häufiger geschnitten werden. Für langsamer wachsende Gehölze wie Buchsbaum braucht ihr mehr Geduld, dafür bleiben sie mit etwas weniger Pflege in Form.
– Einfache Figuren wie Kugeln und Kegel lassen sich mit etwas Augenmaß und Übung freihändig schneiden. Es gibt dafür auch Schablonen als Hilfe zu kaufen.
– Für Tier- oder Menschenformen bietet der Handel Drahtfiguren an, die über die jungen Pflanzen gesetzt werden können. Wenn die Figur ausgefüllt ist und die Zweige beginnen herauszuwachsen, schneidet man sie so zurück, dass sie gerade noch den Draht verdecken.
– Ihr seid gerne kreativ? Dann formt doch mal euer Gerüst selbst!
– Um Wolkenbäume zu schneiden, braucht ihr etwas mehr Geschick und ein gutes Augenmaß. Japanische Formschnitt-Künstler werden über Jahre ausgebildet, um ihre Fertigkeit perfekt zu beherrschen. Es gilt, Pflanzen mit besonderen Astformen auszuwählen und die Formen vorausschauend zu planen.
– Auch Blütengehölze wie Forsythie oder Mittelmeer-Schneeball (Viburnum tinus) lassen sich in Form schneiden. Wenn man sie nach der Blüte schneidet, muss man auf ihren Schmuck nicht verzichten.

Knotengärten, Labyrinthe und Irrgärten

In Knotengärten werden niedrige Hecken so geschnitten, dass der Eindruck von ineinander verschlungenen Bändern entsteht. Anstelle von Buchsbaum werden dafür auch duftende Kräuter wie Lavendel oder Heiligenkraut (Santolina) verwendet.

Auch Labyrinthe und Irrgärten mit ihren strengen Hecken gehören in den Bereich des Formschnitts. Im Garten von Schloss Schönbrunn in Wien kann man sich zwischen den mannshohen Hecken verlaufen:

Jetzt wird es weihnachtlich

Leider habe ich kein Foto von einem amerikanischen Weihnachtsbaum. Dort werden die Christbäume zu einer ebenmäßigen Form getrimmt, an die mich die Eibenkegel im Würzburger Residenzgarten rund um den malerisch vereisten Brunnen erinnern:

Da ich eintrittspflichtige Gärten und Parks und einen Pflanzenzuchtbetrieb nenne, kennzeichne ich diesen Beitrag aus rechtlichen Gründen als Werbung. Sie ist kostenlos und unbeauftragt.

Mit diesen winterlich-weihnachtlichen Bäumen verabschiede ich mich für dieses Jahr von euch. Weihnachten steht vor der Tür und wir wollen es herein lassen. Im Januar lesen wir uns hier wieder.
Ich danke euch allen von Herzen für die netten, wertschätzenden Kommentare, die persönlichen Nachrichten und das stille Mitlesen auf meinem Blog in diesem Jahr. All das ist das Salz in der Suppe der Bloggerin und so macht mir dieses Herzensprojekt viel Freude!
Ich wünsche euch noch eine friedvolle, entspannte restliche Adventszeit, frohe Weihnachtstage und für das neue Jahr Gesundheit, Zufriedenheit und viel Spaß beim Gärtnern.
Wie immer freue ich mich, wenn ihr mir unten einen Kommentar hinterlasst.
Herzliche weihnachtliche Grüße
eure Susanna