Ein Liebhabergarten rund um einen Gartenteich

Ihr Lieben,
endlich ist sonniges Gartenwetter! Die ersten Rosen und Pfingstrosen haben in unserem Garten ihre Blüten geöffnet und verschiedene Allium-Sorten lösen den frühen 'Purple Sensation' ab. Wenn ich auf dem Sitzplatz vor unserer Mauer meinen Tee trinke (ihr wisst schon: blonden Darjeeling), genieße ich es, wie die Hummeln im Fingerhut brummeln. Da es den ersten von euch aber schon wieder zu heiß wird, gibt es von mir heute eine Erfrischung: ich nehme euch mit an einen Gartenteich. Ein Schwimmteich ist es nicht, aber zieht schon mal die Schuhe aus; wir können ja mal fragen, ob wir … wenigstens bis zu den Knöcheln … ?

Auf einer Veranstaltung unserer Regionalgruppe der Gesellschaft der Staudenfreunde (GdS) hielt Gerd Vornholt einen Vortrag mit Fotos von Pflanzen aus seinem Garten und ich dachte sofort: den Garten mit diesem tollen Gartenteich und der vielfältigen Bepflanzung möchte ich unbedingt einmal live sehen. Als wir dann auf dem Schneeglöckchenfest in Hiddenhausen mit dem Hobbygärtner ins Gespräch kamen, sagte er, dass der Frühling die schönste Zeit sei, ihn in seinem Garten zu besuchen. Für die vielen Frühlingskrokusse, Buschwindröschen und andere Blütenschätze waren wir aus terminlichen Gründen Mitte Mai schon zu spät, aber der Garten war auch jetzt wunderschön und es gab viel zu entdecken.

Der Vorgarten

Schon im Vorgarten geht es bei den Vornholts vielfältig zu. Hier hat Gerd mit Mäuerchen Hochbeete geschaffen, in die er Lehm gefüllt hat. Er hadert mit dem Sandboden im hinteren Garten und freut sich, dass in diesen Beeten alles üppiger gedeiht.
An der Haustür begrüßen uns zwei Kornelkirschen (Cornus mas), die zu Kugelbäumen geschnitten wurden. Sie sind wegen ihrer frühen reichen Blüte insektenfreundlich und aus den Beeren soll dieses Jahr zum ersten Mal Marmelade gekocht werden. Die Beeren haben leider auch einen Nachteil: sie fallen auf das Pflaster im Eingang und machen eine ziemliche Ferkelei. Der Rat des Gärtners: Kornelkirschen pflanzen unbedingt, aber nicht an Wege und schon gar nicht vor die Haustür! Aber sie sind prima für die Weihnachtsbeleuchtung …

Im schattigen Bereich vor dem Haus fühlen sich unter anderem verschiedene Funkien, Gräser und Seggen wohl:

Ein schmaler Weg führt zum hinteren Garten:

Im hinteren Garten

Hier begrüßt uns ein üppiger Blauregen, der zuerst gar nicht gedeihen wollte. Erst als eine weitere Pflanze dazugesetzt wurde – sozusagen als Drohung, ihn zu ersetzen – fing er an, sich zu entwickeln. Inzwischen hat die Pergola Mühe, ihn zu tragen. Da er sowieso eine neue Stützkonstruktion braucht, überlegen die Vornholts, hier einen Laubengang zu bauen, der den Weg überspannt.
Den Sitzplatz beschattet die üppige Rose 'Felicité et Perpetue'. Wie schön muss es aussehen, wenn sie mit ihren kleinen weißen, dicht gefüllten Blüten den Gartenraum verzaubert?

Am Schuppen ranken Kletterrosen empor und am Zaun zum Nachbarn wachsen leckere süße Trauben. Im Frühbeetkasten stehen Töpfe mit Jungpflanzen.

Ein hübsches Detail: an der mediterran angehauchten Mauer hängt ein verspiegeltes Fenster. Und gleich am Eingang zum hinteren Garten wird klar, dass hier mit Humor gegärtnert wird:

Ein Miniteich und eine Skulptur sind weitere liebevolle Hingucker in diesem Gartenraum:

Eine hübsche Kombination mit Laubfarben, -formen und Blüten: blaulaubige Funkie, rotlaubiges Purpurglöckchen, Farn, Gelber Lerchensporn und blaue Ochsenzunge (Pentaglottis sempervirens):

Rund um den Teich

Nun kommen wir in das Herz des Gartens, den Teil mit dem Teich. Der Weg führt uns durch die Pergola und der Blick fällt auf einen weiteren üppigen Blauregen auf der gegenüberliegenden Seite:

Der Teich fügt sich malerisch und natürlich in den Garten ein. Was mir besonders gefiel: am Übergang vom Ufer ins Wasser war an keiner Stelle eine Folie zu sehen. Spezielle Ufermatten mit einer faserigen Oberfläche, in die der Boden eingeschlämmt wird und auf denen die Pflanzen dadurch gut Halt finden, wurden für die Gestaltung verwendet. Interessant fand ich, dass sie auch nachträglich, wenn der Teich schon befüllt ist, auf die übrige Teichfolie geklebt werden können.

Ein gepflasterter Weg führt am Teich entlang zu einem weiteren Sitzplatz unter einer Felsenbirne. Alle Wege im Garten sind geschwungen. Gerade Kanten gibt es nur da, wo es unbedingt nötig ist.

Im Teich wachsen Goldkeule (Orontium aquaticum), Seerosen (Nymphaea) und Seekanne (Nymphoides peltata), die von Juni bis August kleine gelbe Blüten hat. Hier leben auch Molche, die aus einem Teich in der Nachbarschaft eingewandert sind. Wenn ihr reinzoomt, entdeckt ihr die Libellen. Die Dreimasterblume (Tradescantia) hat feine blauviolette Staubfäden:

Am Weg fällt diese hübsche Szene aus Rotem Perückenstrauch (Cotinus coggygria), rotlaubigem Purpurglöckchen (Heuchera) und violetten Zierlauchblüten (Allium) ins Auge:

Diese Kombination ist auch ohne Blüten interessant: blaugrüne Schwertlilie (Iris), silbriges Currykraut (Helichrysum italicum), rötliche Dreiblattspiere (Gillenia trifoliata) 'Pink Profusion' und Zwerg-Johanniskraut (Hypericum polyphyllum) 'Grandiflorum'. Das kleine Johanniskraut ist wintergrün und hat im Juni und Juli große gelbe Blüten. Es ist eine Bienenweide.

Am Sitzplatz unter der Felsenbirne blühen Hasenglöckchen (Hyacinthoides) und Bärlauch (Allium ursinum):

Die Mauern im Garten sind Trockenmauern, in deren Ritzen Kleintiere Lebensraum finden. Alles wirkt durch die organischen Formen sehr natürlich.

Es gibt eine ganze Reihe verschiedener Farne, die sich in der feuchten Luft am Teich wohlfühlen. Darunter der stattliche Königsfarn (Osmunda regalis), der ohne Eingreifen des Gärtners vermutlich bald mit seinen Sämlingen den Garten erobern würde. In den Mauern wächst der Braune Streifenfarn (Asplenium trichomanes), im Beet hat der zierliche Pfauenradfarn (Adianthum pedatum) einen schönen Horst gebildet:

Auch der Balkan-Felsenteller (Haberlea rhodopensis), den man nicht oft in unseren Gärten antrifft und die bedrohte heimische Kuckucks-Lichtnelke (Silene flos-cuculi) fühlen sich hier wohl:

Durch die Pergola zum hinteren Gartenteil

Der Weg führt weiter unter dem Blauregen und einer Pergola hindurch vorbei an dem stattlichen Japanischen Blumen-Hartriegel (Cornus kousa), unter dem das Futterhaus für die Vögel einen geschützten Platz hat. Wir konnten einen Stieglitz beim Fressen beobachten – doch der hat leider nicht für ein Foto still gehalten.

Wie hunderte von Schmetterlingen schweben die Blüten über den Zweigen des Hartriegels:

Unter der Pergola, die den Blauregen stützt, ist es schattiger. Hier berankt Efeu den Zaun und überall gibt es Sämlinge verschiedener Pflanzen. Sie dürfen hier wachsen, bis sie eingetopft werden und mit auf einen Pflanzenmarkt fahren dürfen (s.u.). Bald wird hier der gelbe Wald-Scheinmohn (Papaver cambricum syn. Meconopsis cambrica) blühen.

Der Italienische Aronstab (Arum italicum) schiebt seine Blüten neben dem hübschen marmorierten Laub nach oben:

Hier umgarnen Vergissmeinnicht und Akeleien die weiße Pfingstrose (Paeonia-Hybride) 'Late Windflower'. Eine früh blühende Sorte, die ihre ungefüllten Blüten schon von April bis Mai zeigt:

Weil sie so hübsch ist, bekommt die Paeonie noch mal einen (fast) Soloauftritt aus der Nähe fotografiert:

Die Ausdauernde oder Spanische Ochsenzunge (Pentaglottis sempervirens) mit ihren blauen Vergissmeinnicht-Blüten und violetter Zierlauch bringen ebenfalls Farbe ins Bild:

Ein Blick zurück über den Teich von der anderen Seite:

An der Treppe ist es schließlich wieder sonnig und hier fühlen sich Katzenminze (Nepeta) und der Schein-Steinsame (Lithodora diffusa) 'Heavenly Blue' wohl:

Das Grundstück ist tatsächlich nur ca. 730 qm groß. Ich finde, dass es durch die geschickte Aufteilung in Gartenräume und verschiedene Sichtachsen z.B. über den Teich und unter der Pergola hindurch deutlich größer wirkt.

Die Leidenschaft des Hobbygärtners

Last but keinesfalls least zeigt uns Gerd seine Pflanzen-Kinderstube. Er vermehrt mit Hingabe Pflanzen und probiert aus, welche er besser aus Samen, durch Teilung oder aus Stecklingen ziehen kann. Die fertigen Pflänzchen verkauft er auf Pflanzenmärkten und genießt es, mit seinen Kunden ins Gespräch zu kommen. Auf einer alten Werkbank aus dem Elternhaus seiner Frau Susanne stehen die verschiedensten Töpfchen …

… und auf dem Dach des Schuppens ist Hosta-Nachwuchs sicher vor Schnecken:

Neu im Garten ist ein wunderschönes Gewächshaus, in dem reichlich Platz ist für die Anzucht vieler weiterer Stauden und für verschiedene Tomatensorten. Soll ich euch was sagen? Vor lauter Pflanzen hab' ich das Schmuckstück leider nicht fotografiert!

Und noch ein paar Pflänzchen:

Zauberhaft und wie gemalt sind die Blüten des Garten-Gedenkemeins (Omphalodes capadocica) 'Starry Eyes' und exotisch die der Götterblume (Dodecatheon meadia):

Es gibt verschiedene Lerchensporne im Garten, unter anderem den Gelben Lerchensporn (Corydalis lutea) und den Farnblättrigen Lerchensporn (Corydalis cheilanthifolia):

Den Blauen Lerchensporn (Corydalis flexuosa) habe ich auf dem Schneeglöckchenmarkt in Hiddenhausen an Gerds Stand gekauft. Ich hoffe, er lebt sich gut bei uns ein:

Wie im Fluge waren vier Stunden mit interessanten Gesprächen verflogen und wir hätten sicher noch eine ganze Weile reden können … Vielen Dank, Susanne und Gerd, dass wir kommen durften und für die schöne Zeit in eurem Garten!

So, die Füße sind inzwischen trocken, also nichts wie ab in den Garten zum Hummelkonzert!
Wie immer freue ich mich, wenn ihr euch die Zeit nehmt, mir unten einen Kommentar zu hinterlassen.
Ich wünsche euch ein wunderschönes Wochenende, liebe Grüße
Susanna