Ihr Lieben,
bei uns gab es die ersten milden Fröste. Dahlien und Sterngladiolen sind im Keller verstaut, die Wasserleitungen draußen geleert und die meisten Gartenwerkzeuge erholen sich im Schuppen von der Saison. Die Bäume sind fast kahl und es muss nur noch das letzte Laub vom Rasen und von den Wegen entfernt werden, dann kann auch der Garten ruhen.
Nachdem es vor Kurzem noch so mild war, erscheinen nun die Temperaturen um null Grad richtig kalt. Da wärmen heißer Tee und die Erinnerungen an den Sommer.
Deshalb nehme ich euch jetzt mit in den Süden, noch ein bisschen Sonne tanken.
Da die Gärten von Trauttmansdorff eintrittspflichtig sind, kennzeichne ich diesen Beitrag aus rechtlichen Gründen als Werbung. Sie ist unbezahlt und unbeauftragt.

Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff umfassen ein Gelände von zwölf Hektar und bestehen seit 2001. Um einen zentralen Teich herum schrauben sich die vielfältigen Gärten an den Hängen ringsum in die Höhe wie die Ränge in einem Amphitheater. Obwohl ein Höhenunterschied von 100 Metern zu überbrücken ist, sind fast alle Bereiche barrierefrei mit Kinderwagen und Rollstuhl zu erreichen. Die Wege sind gut befestigt und es gibt stabile Handläufe an den abschüssigen Pfaden.
Auf verschlungenen Wegen erschließen sich die Besucher nach und nach die vier Rundwege: die Sonnengärten, die Waldgärten, die Wasser- und Terrassengärten und die Gärten zu den Landschaften Südtirols.
Wir waren im September in Meran und ich zeige euch einige Eindrücke aus der vielfältigen Anlage.
Im Eingangsbereich werden wir mit Schubkarren voller bunter Sommerblumen begrüßt:

Die Wasser- und Terrassengärten
Im Zentrum des Botanischen Gartens liegt ein See, der fast von überall zu sehen ist. Von dem Pavillon aus, der über die Wasserfläche ragt, hat man einen guten Blick auf die Seerosen und die Kois im Wasser.

Gegenüber gibt es eine Bucht voller Lotus mit seinen großen Blättern und eindrucksvollen Samenständen.

Hier sieht man gut, wie makellos die Blätter durch die besondere Struktur ihrer Oberfläche sind. Wasser perlt ab und sammelt sich an der tiefsten Stelle. So werden Schmutzpartikel abgewaschen.

Über dem See erhebt sich Schloss Trauttmansdorff. Hier hat schon Kaiserin Sissi von Österreich zwei Kuraufenthalte verbracht.

Spätestens wenn man durch den Palmenwald schlendert, fühlt man sich wie in einer anderen Welt. Durch das milde Klima können die Pflanzen in Meran ausgepflanzt den Winter überstehen.

Der Rundweg führt nun den gegenüberliegenden Hang hinauf. In einem ovalen Wasserbecken scheint eine Skulptur den Blick über die Gärten schweifen zu lassen.


Darunter ergießt sich Wasser aus einem runden, überlaufenden Becken in eine Rinne in mitten eines Beetes mit Lavendel und Prachtkerze (Oenothera lindheimeri):

Die Bartblume (Caryopteris x clandonensis) 'Blue Cloud' und die Französische Königskerze (Verbascum chaixii) sind ein hübsches Duo:

Von oben auf den Irrgarten aus Eibenwänden schauend, lässt sich der Weg leichter finden, als wenn man drinnen nach der Mitte sucht oder wieder hinaus möchte!

Weit oberhalb kommen wir zum "Garten für Verliebte". Verse zum Thema Liebe sind am Boden und an den Mauern zu lesen, Rosen und Sternjasmin erfüllen zur Blütezeit die Luft mit ihren Düften und hier und da begegnen wir lebensgroßen Figuren.

Betört vom Duft des Japanischen Sternjasmins (Trachelospermum asiaticum) scheint dieser im wahrsten Sinn des Wortes Hals über Kopf Verliebte von jemandem zu träumen:

Phantasievolle Skulpturen "wachsen" auf kleinen Inseln in einem Wasserbecken, auf die man über Trittsteine gelangt. Die Liegen sind dagegen kaum trockenen Fußes zu erreichen, man darf aber gerne die Schuhe ausziehen und durch das Wasser waten.

Die roten "Blumen" sollen an die Tulpen erinnern, die im Frühling zahlreich in den Gärten von Trauttmansdorff blühen. Jeweils zwei Ovale sitzen am Ende eines Stiels: Sie formen zugleich Herzen als Symbol für die Liebe.

Die Sonnengärten
Weiter geht es mit dem Rundgang durch die Sonnengärten. Im milden Klima der Gegend gedeihen Kakteen unterhalb eines Hangs voller Lavendel:

Die schlanken Mittelmeer-Zypressen (Cupressus sempervirens) ragen wie Ausrufezeichen in die Höhe. Unter den Olivenbäumen blühen tausende Sonnenblumen.

Im Frühling wachsen auf diesem Hang unzählige rote Mohnblumen und im Spätsommer werden die Oliven geerntet.

Wusstet ihr, dass Olivenbäume 1000 Jahre alt werden können? Dieses Exemplar bringt es immerhin auf ein Alter von 700 Jahren! Es wurde 2006 mit einem Spezialtransporter hierher transportiert und wog 5,8 Tonnen, wie auf einer Tafel zu lesen ist.

Ein stattlicher Zierapfel 'Red Sentinel' hängt voller Früchte. Darunter wachsen Lavendel und die Bartblume (Caryopteris x clandonensis) 'Blue Balloon'.

Die Guernseylilie (Nerine bowdenii) ist eine sehr spät blühende Zwiebelpflanze, verwandt mit dem Ritterstern. Die exotischen Blüten erscheinen im September bis in den November hinein. Diese Schönheit ist nicht winterhart, kann aber im Topf kultiviert und frostfrei überwintert werden.


Aus einem Meer von Hohen Fetthennen, Astern und Sommer-Phlox hebt sich eine Agave mit blauen Blättern ab. Eine tolle Strukturpflanze, die sich hier anscheinend das ganze Jahr über im Freien wohl fühlt.

Diese ungewöhnlichen Früchte gehören einer Kleeblättrigen Akebie (Akebia trifoliata), die ein Spalier erobert hat und Schatten spendet. Sie kann auf eine Höhe von 8-10 Metern klettern und hat im Mai dunkelrosa Blüten. Die winterharte, sommergrüne Pflanze fühlt sich auf saurem Boden an einem sonnigen bis halbschattigen Platz wohl. Die Früchte sollen essbar sein und süßlich schmecken.

Durch eine Voliere mit Gebirgsloris, Aras und Königssittichen, die sich von den Besuchern nicht beeindruckt zeigen, …

… gelangt man auf einen nahezu frei schwebenden Aussichtssteg. Es eröffnet sich ein weiter Blick ins Tal und auf die Berge:

Etwas abseits des Rundweges geht es zur Sukkulenten-Halbwüste, wo man vielfältige Formen von Kakteen und Sukkulenten bestaunen kann.


Landschaften Südtirols
Unter der von Wein berankten Pergola begleiten bunte Sommerblumen den Weg hinunter. Hier ist es auch an heißen Tagen angenehm.

Begonien und Buntnesseln (Coleus scutellarioides syn. Plectranthus scutellarioides) harmonieren in ihren Blatt- und Blütenfarben:

Das Tor zu einem kleinen Bauerngarten steht offen und lädt ein, sich die Kräuter und das Gemüse anzusehen.

Im Dahlienbeet blühen die Spätsommerstars in den verschiedensten Farben und Formen:

Die Dahlie 'Snowbound' hat große, durchscheinende Blüten, 'Maaike' hat winzige rosa Pompons, wie der Vergleich mit meinem Finger zeigt:


Diese schmalen Kanäle sind Waale, die in Südtirol zur Bewässerung gebaut wurden. Wasser kann darin aufgestaut und umgeleitet und so an die landwirtschaftlichen Betriebe verteilt werden.

Für die Verteilung und den ungehinderten Fluss des Wassers ist ein Aufseher, der Waaler zuständig. Er kann die Glocken, die sogenannten Waalschellen, schon aus einiger Entfernung hören und erkennt an ihrem Klingen, ob das Wasser ungehindert fließt. Heute begleiten Wanderwege, die Waalwege, die Kanäle. (Zur Einstimmung auf unseren Urlaub in Südtirol haben wir uns übrigens die Folge "Weichende Erben" des Bozen-Krimis angesehen, in dem es um die Waalwege geht.)

Nun geht es auch schon wieder nach oben und wir begegnen an der Sissi-Promenade einer Büste der Kaiserin, die hier nicht fehlen darf:

Wir erreichen nun einen der höchsten Punkte, den Matteo Thun’schen Gucker, der ebenfalls nahezu frei über dem Abhang schwebt. Die Form vorn soll an ein Fernglas erinnern und tatsächlich …

… haben wir von dort oben einen atemberaubenden Blick über die Gärten von Trauttmansdorff …

.. und über den Meraner Talkessel:

Die Waldgärten
Im Farntal wachsen unter anderem Baumfarne, Urwelt-Mammutbaum und Ginkgo – lebende Fossile, die sich über Millionen von Jahren nicht verändert haben.

In diesem Bereich ist es angenehm frisch. Bei Hitze wird ein feiner Nebel versprüht, um den Pflanzen die nötige Luftfeuchtigkeit zur Verfügung zu stellen.

Von diesem Rundweg aus erreichen wir auch die blühenden Lehmwände, die gerade in Rosa, Violett und Gelb leuchten.

Astern, Hohe Fetthennen, Blauraute und Netzblatt-Mädchenauge (Coreopsis verticillata) bieten ein fröhliches Bild. Damit die Stauden den steilen Hang begrünen können, wurden sie in Pflanztaschen gesetzt, die weitgehend von Blättern und Blüten bedeckt und kaum irgendwo zu sehen sind.

Kurz darunter befindet sich vermutlich der am höchsten gelegene Palmenstrand der Welt:

In der Hortensiensammlung fiel uns eine Hüllblatt-Hortensie (Hydrangea involucrata) auf. Sind das nicht ganz besondere Blüten?

Nun endet unser gemeinsamer Rundgang. Es gäbe noch so viel mehr zu zeigen, aber das sprengt den Rahmen.
Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff sind von Anfang April bis Mitte November täglich geöffnet. Die Öffnungszeiten und Eintrittspreise findet ihr auf dieser Webseite.
Im Schloss Trauttmansdorff gibt es übrigens das "Touriseum", das Südtiroler Museum für Tourismus. Hier könnt ihr auch die restaurierten Gemächer von Kaiserin Sissi anschauen.
Wie immer freue ich mich, wenn ihr euch die Zeit nehmt, mir unten einen Kommentar zu hinterlassen.
Ich wünsche euch ein wunderschönes erstes Adventswochenende,
herzliche Grüße
eure Susanna




8 Kommentare
Liebe Susanna,
da wäre ich jetzt gern ! Diese Gärten sind ja traumhaft schön. Wahrscheinlich reicht ein Tag gar nicht aus, um alles zu sehen. Und was für eine Leistung der dortigen Gärtner, alleine die Sonnenblumen im Olivenhain in dieser perfekten Dichte hinzukriegen ist schon beeindruckend.
Danke für diesen schönen Beitrag, bei minus drei Grad in Niederbayern genieße ich gern die wunderbaren Fotos.
Lieber Gruß
Inge
Wenn man sich hinbeamen könnte, liebe Inge, das wäre schön. Dann wäre ich sofort dabei, um noch einmal das milde Klima zu genießen. Die Sonnenblumen mit ihrer Strahlkraft in der Menge habe ich auch bewundert und würde den Hain auch gerne mit den roten Mohnblumen sehen.
Herzliche Grüße und dir einen schönen ersten Advent
Susanna
Vielen Dank 🙏
Sehr gerne!
LG Susanna
Der beste Bericht über die Gärten von Schloss Trauttmansdorff den ich bisher zu Gesicht bekam. Danke!
Wie mich das freut, liebe Marie Christine! Herzlichen Dank!
Liebe Grüße
Susanna
Liebe Susanna,
viele Erinnerungen werden wach, wenn ich den Beitrag lese. Bis auf den Winter konnte ich die Anlage schon zu allen Jahreszeiten genießen und jedes Mal war es ein unvergessliches Erlebnis. Die Pflanzen- und Farbenpracht, die vielen Kunstwerke und idyllischen Wege und Orte sind einfach hinreißend und das Schloss ist ebenfalls einen Besuch wert. Danke für den Sonnenstrahl, den du heute in unser nebliges Oberfranken gezaubert hast.
Adventliche Grüße und ein schönes Wochenende,
Elsbeth
Guten Morgen, liebe Elsbeth,
wie schön, wenn man die Gärten zu mehreren Zeiten erleben kann! Dafür ist es von uns leider zu weit entfernt. Ins Schloss haben wir es leider nicht mehr geschafft. Ich war froh, dass mein Mann und meine Tochter soviel Geduld hatten, einige Stunden mit mir durch die Gärten zu wandern.
Liebe Grüße nach Oberfranken und ein schönes erstes Adventswochenende
Susanna