Ihr Lieben,
nun ist er da, der Advent. Am Rosenbogen hängen zwei dicke Sterne aus Holz und in den Kübeln auf der Terrasse und vor der Haustür blühen Schnee- und Christrosen. Im Haus wird es nach und nach weihnachtlicher und die ersten Plätzchen sind gebacken. Ich mag diese kuschelige, gemütliche Zeit.
Mit seinem weiteren Trivialnamen "Engelshaar" bietet sich das Zarte Federgras an, um es euch jetzt vorzustellen.

Das Zarte Federgras (Nassella tenuissima syn. Stipa tenuissima) wird auch als Mexikanisches Federgras oder Engelshaar bezeichnet. Es gehört zu den Süßgräsern (Poaceae) und ist mehrjährig und winterhart bis etwa -18° C.
Es ist horstbildend und wird etwa 30 bis 50 cm hoch und 30 cm breit.

Die Halme sind dünn und tanzen schon bei der leisesten Brise. Die Blüten, die im Juli/August erscheinen, sind weich und fluffig wie Federn. Mit der Blüte beginnt das Gras, sich gelb zu färben und bleibt auch im Winter ansehnlich. Seine Leichtigkeit macht es zum Weichzeichner im Beet, und es bringt sowohl durch seinen Habitus als auch durch die Flexibilität der Halme Bewegung in den Garten.
Mit einer Höhe von 30-50 cm und nur etwa 30 cm breit ist das Gras auch als Strukturpflanze für kleinere Beete geeihnet.

Das Gras möchte einen voll sonnigen Standort auf trockenem, durchlässigem, magerem Boden. Damit passt es gut in Kiesgärten und in Steppenpflanzungen. Winterliche Nässe mag es gar nicht. Wo es kalt und rau ist, verschwinden die Pflanzen nach wenigen Jahren, erhalten sich aber durch Selbstaussaat, wo ihnen die Bedingungen zusagen. In milden Regionen ist es weniger kurzlebig und bildet üppigere Horste aus.
Das Zarte Federgras kann auch im Kübel kultiviert werden. Das Gefäß solltet ihr aber im Winter vor Frost schützen, damit der Wurzelballen nicht durchfriert.
Tipp:
Das Zarte Federgras mag nicht bodentief geschnitten werden. Das nimmt es mitunter so übel, dass es sich aus dem Garten verabschiedet. Möchtet ihr es unbedingt schneiden, solltet ihr maximal das obere Drittel wegnehmen.
Besser ist es, das Gras im Frühling nur auszukämmen. Ich benutze dazu einen Hundekamm mit Metallzinken.
Auf einen Blick
Blütezeit: Juli/August
Höhe und Breite: Höhe 30-50 cm, Breite ca. 30 cm
Licht: sonnig
Boden: trocken, durchlässig, nährstoffarm
Sonstiges: Frühjahrspflanzung empfohlen; oft kurzlebig, erhält sich durch Selbstaussaat
Pflege: im Frühling auskämmen
Was passt zum Zarten Federgras (Nassella tenuissima)?
Zum Zarten Federgras passen Pflanzen, die ebenfalls sonnige, trockene Standorte mögen. Hübsch finde ich dazu den zierlichen Iran-Lauch (Allium zebdanense), den Nickenden Lauch (Allium cernuum) und den Kugel-Lauch (Allium sphaerocephalon), die mit mageren Böden zurecht kommen. Auch der Langblättrige Ehrenpreis (Veronica longifolia), Hohe Fetthennen (Hylotelephium), Perlkörbchen (Anaphalis triplinervis) und Schafgarbe (Achillea) sind gute Partner.
Sehr natürlich wirken der Kalifornische Mohn (Eschscholzia californica), der sich reichlich selbst aussät, wenn er einmal im Garten ist, und das Spanische Gänseblümchen (Erigeron karviskianus) mit dem Federgras.
Kräuter wie Oregano (Origanum vulgare), Sand-Thymian (Thymus serpyllum) und Rosmarin (Salvia rosmarinus syn. Rosmarinus officinalis) eignen sich auch als Nachbarn.
Edeldisteln wie der Spanische Mannstreu (Eryngium bourgatii) und die Blauraute (Salvia yangii) bringen Blautöne ins Beet, Lavendel Grau und Violett.
Größere Blätter mit rauer Textur wie die von Königskerzen (Verbascum) und dem Muskateller Salbei (Salvia sclarea) bringen Kontraste hinein.
Luftige Partner mit langer Blütezeit sind Spornblume (Centranthus ruber) in Weiß, Rot oder Pink und Prachtkerzen (Oenothera lindheimeri syn. Gaura lindheimeri) in Pink oder Weiß.
In Pflanzungen mit anderen Gräsern wie Diamantgras (Calamagrostis brachytricha) oder Garten-Reitgras (Calamagrostis x acutiflora) 'Karl Foerster' passt das Zarte Federgras in den Vordergrund.
Steppen-Salbei (Salvia nemorosa), Sonnenbraut (Helenium), Duftnessel (Agastache) und Roter Scheinsonnenhut (Echinacea purpurea) passen optisch sehr gut zum Federgras, möchten es aber etwas feuchter und nährstoffreicher. Das solltet ihr beim Kombinieren beachten.
Zartes Federgras kombinieren
Der Star in diesem Beet ist der Balkan-Bärenklau (Acanthus hungaricus), der farblich mit dem Steppen-Salbei (Salvia nemorosa) 'Caradonna' harmoniert. Dazu passen Hohe Fetthenne, Zartes Federgras und hellgelbe Gold-Garbe (Achillea filipendulina-Hybride).

Hier geht es vor allem um die Form: die drei Koniferen wurden zu Skulpturen mit strengen Konturen geschnitten, denen die weichen Wellen des Federgrases als Kontrast gegenüber stehen:

In einer Matrix aus Zartem Federgras blühen Steppen-Salbei und Großblütige Katzenminze (Nepeta grandiflora):

Hier blühen zwischen den weichen Gräsern Langblättriger Ehrenpreis (Veronica longifolia), gelbe Schafgarbe (Achillea) und Rauer Sonnenhut (Rudbeckia hirta):

Dem Zarten Federgras liegt hier duftender Oregano (Origanum vulgare) zu Füßen, der von Juli bis September blüht und eine Insektenweide ist:

Der Storchschnabel (Geranium) 'Rozanne' bildet im Laufe der Saison lange Blütentriebe aus, mit denen er seine Nachbarn umgarnt und auch gerne mal an ihnen hoch klettert. In dem violetten Beet mit dunklen Akzenten von Steppen-Salbei (links) und dunkellaubigem Judasbaum (Cercis, rechts oben) verschmilzt er geradezu mit dem Federgras. Im Vordergrund blüht das Spanische Gänseblümchen (Erigeron karvinskianus).

Zwischen den Horsten der Weißrandigen Wolfsmilch (Euphorbia characias) 'Silver Swan' mit hübscher Struktur leuchten pinke Scheinsonnenhüte (Echinacea purpurea). Das Zarte Federgras verbindet die beiden Stauden miteinander:

Wie Wogen wirkt das Federgras zwischen gelber Schafgarbe (Achillea) und hell violetten Tauben-Skabiosen (Scabiosa columbaria) in dieser etwas anderen Friedhofsgestaltung:

Den Prärien Nordamerikas ist diese Pflanzung nachempfunden. Im Vordergrund harmonieren die lockeren Blüten des Nickenden Lauchs (Allium cernuum) mit den pinken Scheinsonnenhüten. Die rundlichen Blätter von Färberhülsen (Baptisia) im Mittelgrund bringen eine andere Struktur hinein. Im Hintergrund sind üppige Horste des Weißgrauen Bleibusches (Amorpha canescens) zu sehen. Der Halbstrauch wird etwa 1 m hoch und 1,5 m breit und blüht im Juni/Juli violett. Der oberirdische Teil friert im Winter zurück und die Pflanze treibt im Frühling neu aus. Die Samenstände zieren die Beete noch im Winter.

Einen schönen Hell-Dunkel-Kontrast bildet die Schokoladen-Kosmee (Cosmos atrosanguineus) mit dem blonden Gras. Ihre blutroten Blüten werden von Juli bis Oktober gebildet und ihr Duft nach Zartbitterschokolade hat ihr den Namen gegeben. Sie mag es sonnig und trocken, aber nährstoffreich. Leider ist sie nur bis etwa -12°C winterhart, kann aber frostfrei überwintert werden.

Die Horste, die nach dem Winter immer noch ansehnlich sind, beleben hier ein Frühlingsbeet mit Zwerg-Kaiserkronen (Fritillaria raddeana). Die blassgelbe Kaiserkrone wirkt natürlicher und zierlicher als die häufiger verwendete Kaiserkrone (Fritillaria imperialis). Sie wird 50 bis 80 cm hoch und blüht im April/Mai.

In unserem Magerbeet fühlen sich mehrere Zarte Federgräser mit Blauem Lein (Linum perenne), Perlkörbchen (Anaphalis triplinervis), Grauem Heiligenkraut (Santolina chamaecyparis) und Berglauch (Allium 'Millennium') wohl.

Auch im Kiesbeet neben der Zwerg-Ulme (Ulmus minor) 'Jaqueline Hillier' macht sich das Gras gut in der Gesellschaft von Gold-Wolfsmilch (Euphorbia epithymoides syn. Euphorbia polychroma). Die Ulme steht nicht im mageren Kiesbeet, sondern daneben in normalem Gartenboden.

Zum blonden Schopf des Zarten Federgrases passen die hellen Blüten der Gelben Skabiose (Scabiosa ochroleuca), ein kurzlebiger Insektenmagnet mit blassgelben Blüten von Juni bis September, der sich an geeigneten Standorten durch Selbstaussaat erhält:

Am Teich mit einer Sandfläche und Wegen aus einzelnen, mit Draht verbundenen Brettern sorgen Palmen und Zartes Federgras in diesem Garten in den Niederlanden für ein perfektes mediterranes Ambiente:

Für ein Beet in warmen Farben für den Wechselflor wurde das Zarte Federgras mit orangen und roten Zinnien (Zinnia elegans), orangen Studentenblumen (Tagetes) und Zauberglöckchen (Calibrachoa, vorn) gepflanzt.

Purpurglöckchen (Heuchera) 'Caramel' und pinke Zauberglöckchen (Calibrachoa) stehen im Vordergrund der luftigen Kombination von rosa Prachtkerzen (Oenothera lindheimeri syn. Gaura lindheimeri) und Zartem Federgras:

Wie immer freue ich mich, wenn ihr euch die Zeit nehmt, mir unten einen Kommentar zu hinterlassen. Ich wünsche euch ein wunderschönes zweites Adventswochenende, herzliche Grüße
eure Susanna




8 Kommentare
Liebe Susanna,
was für einen wunderbaren Artikel hast du da wieder verfasst, ganz lieben Dank dafür.
Bei mir wächst das Federgras auch endlich, ich hatte schon fast aufgegeben. Anfangs hatte ich es immer geschnitten, das mochte es wirklich gar nicht, damit ist es dann direkt abgestorben. Außerdem ist der Boden hier sehr lehmhaltig, aber durch die Zugabe von Sand fühlt es sich nun sogar auch im Halbschatten ganz wohl. Dieses Jahr konnte ich die ersten Sämlinge entdecken, die ich dann aufgetopft habe.
Von deinen Kombinationsvorschlägen gefällt mir am besten die mit der Schokoladenkosmee. Da muss ich direkt mal überlegen, ob und wo ich sie umsetze. Bei mir wächst sie zusammen mit der Aster Ezo Murasaki, das sieht im Herbst toll aus. Mit blauem Lein hatte ich es auch schon gepflanzt, doch leider ist der Lein nach drei Jahren nicht wieder gekommen.
Ich wünsche dir ein wunderschönes Nikolauswochenende, ganz liebe Grüße, eva
Guten Morgen, liebe Eva,
zusammen mit Astern würde mir das Zarte Federgras auch gut gefallen. Mein Lein steht jetzt drei Jahre, ohne sich zu versamen. Ich hoffe, er kommt noch einmal wieder und hinterlässt mir doch noch Nachkommen. Es ist schade, dass er so kurzlebig ist; ich mag ihn so sehr.
Liebe Grüße
Susanna
Liebe Susanna,
wieder wunderschöne Ideen, vielen Dank: jetzt habe ich einen Plan! Engelshaar ist eine hübsche Idee. Da ich seit Anfang Okt. in unserem Haus auf Gran Canaria bin, verbringe ich hier die Adventszeit unter Palmen und freue mich natürlich schon auf meinen deutschen Garten!
Herzliche Grüße und einen gemütlichen 2. Advent von
Christina 🌴🎄
Wie schön, den kalten Winter hier zu überspringen und auf der Insel Sonne zu tanken, liebe Christina. Und dann geht es mit neuen Ideen wieder hier in den Garten!
Liebe Grüße
Susanna
Liebe Susanna, Nassella, vor allem N. 'Ponytail' ist mein absolutes Lieblingsgras. Aber, es liebt verständlicherweise meine Endmoräne südöstlich von München nicht. Schwerer, winternasser Boden ist nichts für das Federgras. Trotzdem habe ich es nach ca. 5 Fehlversuchen endlich geschafft, es im Garten zu integrieren, nach 3 Jahren zum Blühen zu bringen und auch inzwischen einen Sämling zu besitzen. Wo? Natürlich geht das bei mir nur im Steingarten. Yesss, der Habitus wirkt nicht wirklich zu den Steingartenpflanzen ideal, aber am Rand sitzend, neben ein paar auch höher werdenden mediterranen Kräutern, die gleiche Bedingungen brauchen, mag es tolerierbar sein. Wobei das natürlich in keinster Weise mit Deinen schönen Pflanzbeispielen mithalten kann. Langblättriger Ehrenpreis (Veronica longifolia), gelbe Schafgarbe (Achillea) und Rauer Sonnenhut (Rudbeckia hirta) mit Zartem Federgras, das ist eine Kombination vom Feinsten. LG und schönen 2. Advent Wurzerl
Bei mir bekommt eine Pflanze maximal drei Versuche, wenn es nicht auf Anhieb mit ihr klappt. Right plant, right place … Wie schön, dass du es trotz der widrigen Bedingungen etablieren konntest, wenn es dir so am Herzen lag.
Liebe Grüße
Susanna
Hallo Susanna,
dieses Gras habe ich schon öfter auf Gartenschauen gesehen und es zaubert wirklich eine herrliche Stimmung in die Beete.
Das sieht man ja auch auf euren tollen Fotos.
VG
Elke
Diese Stimmungen mag ich auch sehr. Solche Leichtigkeit kann kaum eine andere Pflanze in den Garten bringen.
Viele Grüße
Susanna